Ausbildung: Kolat verlangt mehr Initiative
Arbeitssenatorin will Betriebe in die Pflicht nehmen - derzeit fehlen fast 3.000 Lehrstellen.
Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) fordert von Berlins Betrieben und Unternehmen, mehr Auszubildende einzustellen. Derzeit stehen 4.800 offene Lehrstellen 7.600 Schulabgängern gegenüber, die noch keinen Ausbildungsplatz haben. Kolat nannte diese fast 3.000 Stellen große Lücke am Dienstag „eine Katastrophe“ und verlangte von den Unternehmen, ihre Ansprüche zu senken und Bewerber nicht nur streng nach Noten einzustellen. Erschwerend kommt hinzu, dass das staatliche Auffangnetz für jene, die nichts finden, seit letztem Jahr deutlich kleiner ist: Statt wie zuvor 1.400 gibt es nur noch 500 öffentlich geförderte Ausbildungsplätze.
„Es ist nicht mehr zeitgemäß, nur nach Noten zu gehen“, sagte die SPD-Politikerin in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung. Man müsse auf die sonstige Eignung der Jugendlichen schauen und auch jenen „ein Türchen öffnen“, die man eigentlich gar nicht einstellen wolle. Mehr Lehrstellen anzubieten liegt für Kolat im ureigenen Interesse der Unternehmen: „Wer heute nicht ausbildet, hat morgen keine Fachkräfte.“ Genaue Zahlen für das neue Ausbildungsjahr sollen im Oktober vorliegen.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht Kolats Aussage zu einer angeblich nicht mehr zeitgemäßen Auswahl nach Noten kritisch. Es gebe ja bereits die Initiative, Jugendliche mit Praktika auf den Beruf vorzubereiten und dann in eine Ausbildung zu übernehmen, sagte IHK-Sprecher Jörg Nolte auf taz-Anfrage. „Es hilft aber auch nicht, jemanden mit schlechten Mathenoten für einen kaufmännischen Beruf einzustellen. Der wird da auch nicht glücklich“, sagte Nolte. Er wies die Vorstellung zurück, dass allein die Betriebe in der Pflicht seien, Bewerber ausbildungsreif zu machen: „Die Vorarbeit in Schule und Elternhaus ist unerlässlich.“
Der IHK-Sprecher verwies darauf, dass sowohl im Bereich der IHK als auch der Handwerkskammer in Berlin mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr angeboten würden. Wie Kolat empfiehlt auch die IHK Schulabgängern, für Alternativen offen zu sein, wenn es mit dem Traumausbildungsplatz nicht klappt.
Die IHK sieht für bislang nicht vermittelte Bewerber noch gute Chancen vor allem in den kaufmännischen Berufen, als Industriemechaniker oder -mechanikerin oder im Gastgewerbe. Dazu bietet die IHK die sogenannte Passgenaue Vermittlung an (Tel. 51 51 04 90/5 23).
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