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Ausbildung bei der BVGKai Wegner Brumm Brumm

Bus­fah­re­r:in­nen und Fahrgäste leben in Berlin mit wenig Liebe füreinander. Kai Wegner will nun zeigen, wie es richtig geht.

Zuverlässig wie die BVG: Kai Wegner fährt Bus Foto: Bernd von Jutrczenka / picture alliance/dpa

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Moritz Tübbecke aus Berlin

taz | Der Motor brummt, Kameras klicken. Kai Wegner sitzt hinterm Steuer. Neben ihm fuchtelt der Chef der BVG-Fahrschule mit seinen Armen zwischen Knöpfen und Hebel umher. „Ein Bürgermeister fährt Bus“, sagt ein Mann in BVG-Weste und lacht.

Er steht in einer Gruppe von Kollegen auf dem Betriebshof der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Wedding. Sie rauchen ein paar Meter abseits des gelben Busses, luken hin und wieder in das Cockpit, in dem sich das Schauspiel abspielt. Einer der Männer zieht in seiner Zigarette. „Unerträglich, diese Arschkriecherei“, flüstert er.

Der Regierende Bürgermeister ist angereist, um ihn und seine Kol­le­g:in­nen – die knapp 4.800 Bus­fah­re­r:in­nen von BVG & Co – zu würdigen, wie er sagt. Wegner erzählt, wie es dazu kam: Als die BVG vor einem halben Jahr streikte, lernte er bei einer Veranstaltung den Chef der BVG-Fahrschule kennen. Der habe ihn eingeladen, doch mal vorbeizukommen, und herauszufinden, wie der Job ist. „Ich hab sofort zugesagt“, sagt Wegner.

Mal selbst Bus fahren zu dürfen, das ist schließlich der Traum für Kinder jeden Alters. Bei einem Regierenden Bürgermeister sieht das so aus: Kai Wegner senkt den Bus seitlich ab. Die Türen gehen auf. „Presse bitte einsteigen, unverzüglich!“, ruft Wegner ins Mikrofon.

Schafft er es? Er schafft es

Kai Wegner tuckert los. Er will eine Halle umkreisen, die auf dem Betriebshof steht. Dafür muss er den Bus um eine Linkskurve bugsieren. Wegner bremst ab, schlägt um. Zentimeter für Zentimeter tastet er sich vor. Schafft er es? Er schafft es. Im Cockpit klatscht jemand.

Eine Minute und drei Kurven später hat Wegner die Presse-Versammlung einmal um die Halle herum chauffiert. „Ich kann nur allen empfehlen, das mal auszuprobieren“, sagt Wegner begeistert. Er habe nun wirklich verstanden, welch harte Arbeit Tag für Tag Berlins Bus­fah­re­r:in­nen leisten.

„99 Prozent Zuverlässigkeit sind ein starkes Signal für unsere Fahrgäste“, fügt BVG-Chef Henrik Falk hinzu. Was er unter Zuverlässigkeit versteht? Zu 99 Prozent seien die Busse zuverlässig nicht ausgefallen, erklärt Falk. Ob die Busse pünktlich gekommen sind, das steht also auf einem anderen Blatt. Und über die „Zuverlässigkeit“ von den Berliner U-Bahnen will Henrik Falk lieber nicht reden.

„Es ist wirklich beachtlich, wie zuverlässig alles ankommt“, sagt Wegner und nickt. Er höre auch besonders gerne, dass die BVG als Arbeitgeber beliebter wird, seitdem sie seit dem letzten Tarifabschluss im April ihren Angestellten mehr Lohn bezahlt.

Knapp 30 Prozent mehr Bewerber haben sich nach BVG-Angabe seit letztem Jahr für eine Ausbildung beworben. Die Verkehrsbetriebe rechnen damit, dass 2025 mit 470 Menschen eine solche abschließen. 2024 waren es immerhin nur 426 gewesen. Steigende Ausbildungszahlen sind in Berlin wahrlich eine seltene Entwicklung.

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