Aus ungeklärten Gründen: 15 Jahre Gulag für US-Bürger

Das Oberste Gericht von Nordkorea verurteilt einen US-Bürger zu 15 Jahren Zwangsarbeit. Was er verbrochen haben soll, bleibt unklar.

Kenneth Bae im Jahre 1988 als Student an der University of Oregon. Bild: ap

Angesichts der jüngsten Spannungen auf der koreanischen Halbinsel kommt das Urteil zwar nicht überraschend - und ist doch schockierend. Das Oberste Gericht in Nordkorea hat den US-Bürger Kenneth Bae zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Dem 44-jährigen koreanischer Abstammung, der auf koreanisch Pae Jun Hok heißt, werden „Verbrechen gegen das Land“ vorgeworfen. Er soll ein Komplott gegen die nordkoreanische Führung geplant haben. Was und wie genau Pae sich jedoch etwas zu Schulden kommen lassen haben soll, wird in der Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA nicht mitgeteilt.

Bae war im November als Reiseleiter mit einer Gruppe von fünf Touristen in die nordkoreanischen Hafenstadt Rason gereist und von nordkoreanischen Behörden noch bei der Einreise festgenommen worden. Südkoreanische Medien berichten, einer von ihnen habe eine Festplatte mit sensiblen Daten bei sich gehabt. Aber auch dieser Hinweis bleibt vage. Bae soll protestantischer Christ sein, so wie die große Mehrheit der außerhalb der stalinistisch geführten Diktatur lebenden Koreaner.

Wie schon in der Vergangenheit in solchen Fällen hatten US-Politiker mehrfach um die Freilassung und Ausreise von Bae bemüht. Im Januar war der ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaates New Mexico und frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Bill Richardson, nach Nordkorea gereist und hatte versucht, mit dem Regime in Pjöngjang zu verhandeln.

Eigentlich hatte er Aussicht auf Erfolg: In den vergangenen Jahren sind mehrfach US-Bürger in Nordkorea festgenommen worden und nach Verhandlungen mit hochrangigen US-Vertretern wieder freigelassen worden. So hatte Ex-Präsident Bill Clinton 2009 zwei Journalistinnen befreien, die nordkoreanische Sicherheitskräften wegen illegalen Grenzübertritts festgenommen hatten. Ein Jahr darauf reiste der frühere US-Präsident Jimmy Carter in ähnlicher Mission nach Pjöngjang, um sich erfolgreich für die Freilassung der US-Bürgerin Aijalo Mahli Gomes einzusetzen. Sie war zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden - ebenfalls wegen angeblich illegaler Einreise.

Hoffnung auf Entschärfung

Insofern bleibt zu hoffen, dass auch im Fall des 44-jährigen Bae das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und die USA sich weiter für ihn einsetzen. Allerdings hat sich die außenpolitische Situation der koreanischen Halbinsel in den vergangenen drei Monaten zugespitzt wie seit Jahren nicht mehr. Nachdem der UN-Sicherheitsrat auf Betreiben der USA die Sanktionen gegen Pjöngjang als Reaktion auf Nordkoreas Atomtest im Februar verschärft hat, ist so gut wie kein Tag vergangen, an dem das Regime seinen Nachbarn Südkorea und Japan, vorallem aber die USA mit atomaren Angriffen droht.

„Bae ist ein eine Trumpfkarte im Umgang mit den USA“, sagt Koh Yu-hwan, Professor der nordkoreanischen Studium an Dongguk University in Seoul. Ob der 44-jährige die Zwangsarbeit in einen der berüchtigten Gulags Nordkoreas antreten muss, hängt nicht zuletzt davon ab, ob der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel sich in den kommenden Wochen wieder entspannt.

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