: Aus für Uralt-Propeller-Schätzchen
Flughafen 1998: Lärmschutzhalle kommt zusammen mit Privatisierung ■ Von Heike Haarhoff
Es geht also doch. „Die Wirtschaftsbehörde wird die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit die zweite Lärmschutzhalle am Flughafen 1998 gebaut werden kann“, bekräftigte Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) gestern gegenüber der taz noch einmal das Versprechen der rot-grünen Koalitionäre. Die Ausschreibung für den auf zehn bis 15 Millionen Mark geschätzten teuren Lärmschutz obliegt anschließend dem Flughafen.
Seit Jahren fordern lärmgeplagte AnwohnerInnen, daß die Triebwerke der großen Airbusse und Jumbos, die in der Werft auf dem Flughafengelände repariert und gewartet werden, nicht länger im Freien getestet werden. Bislang vergeblich: Die Lärmschutzhalle 1 aus dem Jahr 1962 ist zu klein für die großen Maschinen; der Bau einer zweiten Halle aber wurde immer wieder vertagt – wegen behördeninterner Streitigkeiten um das richtige Genehmigungsverfahren. Die scheinen zwar immer noch nicht aus dem Weg geräumt – „die Verfahrensbehörde brütet“, kommentiert Flughafen-Sprecher Clemens Finkbeiner-Dege – doch Mirow will die Sache pragmatisch angehen: Notfalls müsse die Halle eben vorab genehmigt werden.
Etwa 30 Triebwerksprobeläufe jährlich, die so ohrenbetäubend sind wie startende Flieger und im Idealfall eine halbe Stunde nicht überschreiten, werden künftig also hinter schalldichten Gemäuern stattfinden. „Die Finanzierung des Baus ist gesichert“, so Mirow. In welcher Höhe und aus welchem Etat die Mittel fließen sollen? Großes Fragezeichen. Bislang „gingen wir davon aus, daß sich der Flughafen oder die Werft an den Kosten beteiligt“, wundert sich GAL-Wirtschaftsreferent Detlev Grube.
Stärker zur Kasse bitten will Mirow künftig die Luftfahrtgesellschaften, die sich von ihren krankmachenden Uralt-Propeller-Schätzchen einfach nicht trennen mögen: „Das wichtigste Instrument wird sein, über die Gestaltung der Gebühren dafür zu sorgen, daß wir über kurz oder lang nur noch leise Maschinen haben“, wegweist er. Von einem behördlich festgelegten Höchstmaß an täglichen Flugbewegungen, wie es Lärmmediziner fordern, hält Mirow dagegen nichts. Lieber setzt er auf verkehrliche Alternativen: „Man muß sehen, welche Chancen es in den nächsten Jahren gibt, bestimmte Verkehre anders abzuwickeln als durch Flugzeuge.“Ein „umstrittener Weg“dazu sei der Transrapid. „Darüber hinaus sollten wir sinnvoll investieren in schnelle Bahnverbindungen.“
Und den Flughafen privatisieren: Nach dem Teilverkauf des Düsseldorfer Flughafens will auch der Hamburger Senat im nächsten Sommer, so Mirow, die Entscheidung fällen, ob und wieviele seiner Anteile an Fuhlsbüttel er feilbietet. Bereits im Herbst könnte möglicherweise die erste Tranche veräußert werden. Derzeit gehören der Hansestadt 64 Prozent, Schleswig-Holstein 26 und dem Bund 10 Prozent der Flughafen-Anteile. Kiel und der Bund haben mehrfach bekräftigt, sich schnellstmöglich von ihren Anteilen trennen zu wollen, um ihre maroden Kassen aufzubessern. Die Erlöse für den Gesamt-Verkauf werden auf 500 bis 900 Millionen Mark geschätzt.
Koalitionspartner GAL bangte gestern, daß „höchstens 14 Prozent der Hamburg-Teile“verschachert werden dürften, „damit Hamburg mit 50,1 Prozent Hauptgesellschafter bleibt und seinen Unterneh-menseinfluß wahrt“.
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