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Aus für KäfigeierMehr Platz für Hühner

Da die Käfige ab 2009 größer sein müssen, lohnt sich die Tierquälerei für die Produzenten nicht mehr. Auch die Händler stellen um, so lange sie moralisch argumentieren können.

Ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit soll's schon sein Bild: ap

BERLIN taz Vier bis fünf Eier pro Woche isst jeder Deutsche im Schnitt. Etwa die Hälfte davon kommt von Hühnern aus Käfighaltung. Das soll sich nun ändern - nicht nur laut Tierschützern, sondern auch nach Ansicht der Einzelhandelsketten.

Denn in den letzten Wochen und Monaten hat sich einiges auf dem Eiermarkt getan. Den aktuellen Anstoß gab der Discounter Aldi. Nachdem Aldi-Nord bereits im Jahr 2004 Käfigeier aus den Regalen verbannte, zog Anfang des Monats Aldi-Süd nach. Seitdem mag sich kaum eine Einzelhandelskette noch für die Käfighaltung aussprechen. "Wir haben schon 2005 bundesweit die Käfigeier aus den Regalen genommen", sagt eine Sprecherin des Discounters Plus. Bei Edeka verweist man auf Edeka Südwest, das ankündigte, ab Oktober keine Käfigeier mehr einkaufen zu wollen. Auch in den anderen Regionen gebe es die Überlegung, auf Käfigeier zu verzichten.

Der Trend kommt zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt. Denn obwohl die Einzelhandelsketten unisono "Tierschutz" als Begründung für die Umstellung nennen, strukturiert sich die Eierproduktion gerade neu. Im kommenden Jahr endet die Übergangsfrist für die Haltung in Legebatterien. Die Legehennen sollen dann in "Kleinvolieren" leben, das sind 250 Quadratzentimeter mehr Platz pro Huhn. Die Betreiber der Legebatterien müssen daher entscheiden, ob sie die Volieren bevorzugen oder zur Bodenhaltung wechseln. Rund 15 Prozent der Betreiber haben nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) bereits umgestellt - der Großteil davon auf die Volieren. Denn die sind für den Erzeuger deutlich billiger als die Bodenhaltung.

Die Ankündigung des Handels sieht ZDG-Geschäftsführer Thomas Janning als klares Signal: "Das Käfigei ist raus aus dem Rennen." Die Betriebe würden nun auf Bodenhaltung umstellen, um marktfähig zu bleiben. Für die Verbraucher bedeute das auch höhere Preise.

Tierschützer sind jedoch zufrieden. "Wir freuen uns, dass nahezu der gesamte Handel die Zeichen der Zeit erkannt hat und die Qualhaltung von Hühnern in Käfigen nicht mehr akzeptiert", sagt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Doch für Käufer von Käfigeiern wird es mit der Bodenhaltung tatsächlich teurer: Bei vier Eiern pro Woche um ganze sechs Euro im Jahr.

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3 Kommentare

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  • KU
    Karin Ulich

    Vorsicht, Vorsicht, Tierfreunde! Immerhin ist mit dem Segen unseres Landwirtschaftsministers Seehofer geplant, Eier aus den Zukunfts-Käfigen unter dem Begriff "Kleingruppe" oder "Kleingruppenhaltung" zu vermarkten, was auch auf die Eier gestempelt werden darf, obwohl sie auf dem Codierungsstempel die "3" für Käfighaltung tragen. So kann die Qual getarnt auch weiterhin auf die Eßtische gelangen. Übrigens werden 50% aller Eier verarbeitet in Lebensmitteln vermarktet - samt und sonders Käfigeier, es sei denn, man kauft BIO-Waren. Da auch Bodenhaltungen sehr eng und wenig artgerecht sind, gilt auch weiterhin: lieber wenige Eier, dafür aus BIO- oder Freilandhaltung kaufen. Karin Ulich, 88138 Sigmarszell "Tier und Mensch e.V."

  • F
    fuerTiere

    In Deutschland werden im Jahr etwa 19 Mrd. Eier gegegessen. Die meisten von ihnen entstehen in Legebatterien. Die Mißstände sind bekannt: tierquälerische Massentierhaltung (Jedem Käfighuhn steht laut Gesetz Platz in der Größe eines DIN A 4 Blattes zur Verfügung) mit verhaltensgestörten, gestreßten Tieren (Kannibalismus), künstlich verkürzter Tag-Nacht-Rhythmus zur Erhöhung der Leistung, Futter mit Antibiotika, Tierkörpermehlen, chemischen Zusätzen, Milbenbekämpfung mit unerlaubten Giften (siehe Pohlmann-Nikotinskandal).

  • B
    bommel

    Nach wie vor gehen unrentabel gewordene Hühner gnadenlos in den Schlachthof - wie wäre es mit der Giftspritze für Rentner?- und nach wie vor stirbt für jede ausgebeutete "Lege"-Henne ein Hahn am ersten Lebenstag, weil unfähig, Eier zu legen.- auch in der Biohaltung! Wer sich über den Mädchenmord in anderen Ländern echauffiert, darf sich gleich mal an die eigene Nase fassen, denn dieselbe Ungerechtigkeit ist in genau den Preis einkalkuliert, den die PseudoTierschützer bereitwillig an der Kasse zahlen und sich dabei auch noch toll vorkommen.