piwik no script img

Aus für Erdwärme in LandauWärmekraftwerk kaltgestellt

In Landau steht ein Erdwärmekraftwerk wegen hoher Verluste vor dem Aus. Das Projekt steht für eine Branche, die einst große Hoffnungen weckte.

Wenigstens einige wissen die Geothermie zu schätzen, so wie diese japanischen Makaken. Bild: imago

FREIBURG taz | Es ist der Niedergang eines einst gefeierten Projekts: Einem Geothermie-Kraftwerk im pfälzischen Landau droht das Ende. Eine der beiden Mutterfirmen, die EnergieSüdwest, ist nicht mehr gewillt, dem defizitären Projekt weiterhin Geld zuzuschießen, und prüft einen Ausstieg. Der andere Teilhaber, die Pfalzwerke, warten noch die Entscheidung ihres Projektpartners ab.

Im Kreis der Gesellschafter ist von einem Millionenverlust durch das Erdwärmekraftwerk die Rede, laut Medienberichten soll die Anlage im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Euro verbrannt haben. Im Jahr 2010 gab es laut Geschäftsbericht ebenfalls Verluste.

Als das Kraftwerk 2007 in Betrieb ging, war die Geothermiebranche geradezu euphorisch gewesen, Landau schien der Startschuss zu sein für einen intensiven Ausbau der Erdwärmenutzung im Oberrheingraben. Dann rief das Kraftwerk Erdbeben bis Stärke 2,7 hervor, die Landesregierung von Rheinland-Pfalz knüpfte den Weiterbetrieb an neue Auflagen. So musste die Betreiberfirma eine Bergschadenversicherung abschließen, die Anlage durfte nur noch mit geringerem Druck arbeiten, was zu Mindererträgen führte.

Darüber hinaus geriet das Kraftwerk wegen einer zu geringen Effizienz in die Kritik. Ein beachtlicher Teil der erzeugten Strommenge geht für den Betrieb des Kraftwerks drauf, um das heiße Wasser aus der Erde zu pumpen und das abgekühlte Wasser wieder zu verpressen. Nachdem in der Branche lange schon Eigenverbräuche zwischen 25 und 30 Prozent kursierten, haben die beiden Gesellschafterfirmen diese Werte inzwischen bestätigt.

Geothermie bundesweit mit Problemen

Bundesweit gerät die Geothermie zunehmend wegen ihrer Kosten ins Gerede. Nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz wird deren Strom aktuell mit 25 Cent pro Kilowattstunde vergütet, womit die Erdwärme inzwischen die teuerste unter den erneuerbaren Energieformen ist. Die oft ihrer Kosten wegen geschmähte Fotovoltaik ist billiger geworden, Tendenz fallend.

Die Probleme in Landau stehen für eine Technik, die zwar viel von sich reden macht, aber für die Stromerzeugung keine nennenswerte Rolle spielt. Ende 2011 lag die Gesamtleistung der deutschen Geothermiekraftwerke nach Angaben der Branche gerade bei 7,3 Megawatt, darunter sind Landau und Unterhaching mit jeweils etwa 3 Megawatt die bislang größten Projekte.

Gerade 16 Millionen Kilowattstunden Strom haben die fünf deutschen Kraftwerke zusammen im ganzen letzten Jahr erzeugt - das ist etwa so viel, wie heute eine einzige große Windkraftanlage schafft. Gegenüber dem Vorjahr sank die Stromerzeugung aus Geothermie in Deutschland um 42 Prozent.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • G
    GEOCROB

    Quicklebendig ist Ansichtssache. Doch niemand will die Geothermie zu Grabe tragen.

    Dass aber die Geothermie ins Stocken geriet ist offensichtlich. Ebenso, dass die Stromerzeugung aus Tiefer-Geothermie im kalten Deutschland nicht wirtschaftlich ist. Dies hat die Bundesregierung aufgrund einer kleinen Anfrage schon in 1996 beantwortet und daran hat sich bis heute nichts geändert.

    Das zeigt auch der EEG-Erfahrungsbericht 2011. Die Nettovergütung liegt zwischen 33 und 50 ct/kWh und somit ist die Tiefe-Geothermie eine der teuersten Optionen im Reigen der Erneuerbaren.

    Ebenso kann man nachlesen, dass der Eigenverbrauch ca. 30 bis 55% des erzeugten Bruttostroms ausmacht und bei manchen Projekten sogar noch höher. Dass das Kraftwerk in Landau rote Zahlen schreibt ist auch eine Tatsache, die man überall nachlesen kann.

    Der Bericht zeigt doch nur Fakten auf, aber anscheinend mögen das einige Leute nicht. Dass gleich mehrere Personen aus ein und demselben Haus auf diesen Bericht reagieren spricht für sich.

    Was hat denn die Ankündigung der geotherm expo und dem wahrscheinlichen Besucherrekord mit den Fakten des Berichts zu tun? Natürlich darf jeder Visionen haben, sie sollten aber nach mehreren Jahrzehnten der Forschung letztendlich irgendwann auf den Prüfstand kommen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

    Wärmegeführte Kraftwerke brauchen immer ein Redundanz-Kraftwerk um Ausfälle und Spitzenlastzeiten abzufangen. Wo liegt da der Vorteil.

    Wozu benötigt man denn eigentlich bei vorhandenen, funktionierenden Wärmenetzen noch ein millionenschweres Tiefe Geothermie-Projekt? Der über 20 Jahre gesicherten Rendite wegen? Ob sich solche Projekte rechnen wird die Zukunft zeigen. Bisher tun sie es nur eingeschränkt, deshalb auch die erneute, massive Erhöhung des EEG.

  • AA
    Alina Alanka

    Im kalten Island leben die Leute sozusagen mit dem Hintern über dem Vulkan. Da macht die Nutzung der Geothermie Sinn. Aber nicht in Deutschland. Auch wenn das hiesige Energiepotential riesig ist. Es liegt eben zu tief.

  • HK
    Horst Kreuter

    Der Autor spielt schon seit einigen Jahren den "Totengräber der Geothermie". Die von ihm wieder einmal zu Grabe getragene Geothermie ist jedoch, trotz einiger Kopfschmerzen, quicklebendig und wächst weiter. Neben den ersten Pilotprojekten gehen in diesem Jahr weitere Geothermieprojekte ans Netz: Insheim, Dürrnhaar und Sauerlach. Erfolgreiche Bohrungen in Taufkirchen, Kirchweidach, Pullach und anderswo lassen neue Anlagen zur Stromerzeugung und Wärmenetze erwarten. Die geotherm expo & congress verzeichnet einen Rekord an Ausstellern und Anfang März wahrscheinlich auch an Besuchern. Die Motivation des Autors die Geothermie tot zu erklären bleibt im Dunkeln. Seine Argumente sind nicht stichhaltig und objektiv. Es erinnert an die Gegen-Wind-Kampagne des Spiegels vor einigen Jahren. Sie waren damals von persönlichen Gründen getragen. Ich hoffe für die taz, dass sie hier nicht auch persönlichen und subjektiven Motiven zum Opfer fällt.

  • SK
    Simon Kreutz

    Sehr geehrter Herr Janzing,

     

    vielen Dank für Ihren Artikel und das Foto. Als beschäftigter Mitarbeiter in der Branche der Tiefengeothermie fühle ich mich nach Literatur Ihres Artikels ebenfalls etwas "kaltgestellt".

     

    Ich wollte Ihnen nur persönlich mitteilen, dass auch in der Branche der Tiefengeothermie Menschen mit Visionen arbeiten, um einen positiven Beitrag zur Energiewende zu leisten.

     

    Als Autor des Buches "Solare Zeiten - Die Karriere der Sonnenenergie - Eine Geschichte von Menschen mit Visionen und Fortschritten der Technik" müsste Ihnen das doch wenigstens sympathisch erscheinen.

     

    Für eine fachliche Diskussion über den gesellschaftlichen Nutzen der Verstromung aus Niederenthalpie-Lagerstätten können Sie sich gerne bei mir melden.

  • G
    Geodev

    Die Tiefe Geothermie besitzt trotzallem ein riesiges Energiepotential. Die technische Nutzbarkeit muss jedoch noch gewährleistet werden. Pilotprojekte sind deshalb notwendig und von höchstem Nutzen. Nur weil man es in den letzten 30 Jahren versäumt hat Alternativen zur Stromerzeugung zu entwickeln, muss man nun nicht gleich nach den ersten Fehlschlägen eine ganze zukunftsträchtige Anwendung in den Wind schlagen. Wir brauchen Alternativen für die Grundlastfähigkeit in "windstillen Nächten" an denen anderere Quellen versagen. Neben den bekannten regenerativen Energiequellen Wind, Wasser, Sonne und Biomasse stellt die Tiefe Geothermie auch im Niedrigenthalpieland Deutschland einen wichtigen Anteil im Energiemix. Dies bedarf neben sog. intelligenten und flexiblen Netzten eben auch Forschung und Entwicklung in der Tiefen Geothermie. Wer soll sonst unseren Strom in Zukunft zur privaten Steckdose bringen? Fossile Energieträger werden zu Ende gehen und die atomare Alternative ist mir definitiv zu gefährlich!

  • R
    reblek

    "Der andere Teilhaber, die Pfalzwerke, warten noch die Entscheidung ihres Projektpartners ab." - Auch wenn die Beifügung im Plural steht, bleibt "Teilhaber" das Subjekt und der "wartet ab".

    "Nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz..." - Ein Experte wie Herr Janzing sollte wissen, dass es "Erneuerbare-Energien-Gesetz" heißt und ausschließlich "Gesetz" dekliniert wird.

  • B
    Breitscheitel

    Danke für diesen Artikel. Die Geothermie zur Stromerzeugung ist beispielhaft für eine verirrte Förderpolitik. Erfolgreiche Konzepte brauchen weniger Förderung, das ist ja gut, erfolglose aber bekommen umso höhere Förderungen - in der irrigen Annahme, es handele sich um Startschwierigkeiten. Das ständige Beteuern, Landau, Unterhaching und Neustadt-Glewe seien Pilotprojekte wird dann unglaubwürdig, wenn die Lehren aus den gewonnenen Erkenntnissen nicht gezogen werden. Die Lehren lauten: 1.:Deutschlands Tiefenwasser ist zu kalt, um daraus vertretbar effektiv Strom erzeugen zu können. 2.:Geothermie zur Wärmeversorgung funktioniert da, wo eine vernünftiges Verhältnis zwischen Förderaufwand und Abnehmerstruktur vorhanden ist. 3.: Defizitäre Geschäfte werden durch höhere Subventionierung nicht weniger defizitär für die Allgemeinheit, sondern nur für den Betreiber - und wenn es selbst dann nicht läuft, ist es höchste Zeit, den Unsinn bleiben zu lassen.