: Aus für Chatila
■ Zum „heldenhaften“ Kampf der Streiter Abu Moussas
Nun haben die „heldenhaften“ palästinensischen Kämpfer von Abu Moussa geschafft, was weder den israelischen Invasoren, noch den Schlächtern der libanesischen Falange-Miliz oder der Schiitenbewegung Amal mit ihren syrischen Panzern gelang: Das Flüchtlingslager Chatila im Süden Beiruts ist endgültig dem Erdboden gleichgemacht.
Diese selbsternannte Speerspitze der palästinensischen Revolution, die sich 1983 von PLO-Chef Yassir Arafat lossagte, wußte sich stets auf dem Schlachtfeld zu behaupten. Schon ein halbes Jahr nach ihrer Rebellion zogen die Streiter Abu Moussas im Nordlibanon Seite an Seite mit Syrien gegen Arafats Anhänger in den Kampf. Den letzten Beweis ihres „Heldentums“ haben sie nun im Bruderkampf um Chatila abgelegt. In einer Zeit freilich, als ihr Stern innerhalb der palästinensischen Bewegung längst ins Bodenlose gesunken war. Ihre früheren Anhänger sind längst zu Arafat zurückgekehrt oder haben sich ins Privatleben verzogen. Als sich der große Bruder und Gönner, Syriens Staatschef Hafez al Assad, im April mit seinem Erzfeind Arafat in Damaskus traf, da drohte den aufrechten Kämpfern Abu Moussas der endgültige politische Todesstoß.
Wo es um die wahre palästinensische Revolution geht, da kann man nicht auf Lappalien wie die Standhaftigkeit der Bewohner Chatilas Rücksicht nehmen, von denen viele bereits mehrfach zu Flüchtlingen wurden. Es kann sich höchstens noch um Tage handeln, bis die stolzen Kämpfer Abu Moussas ihre Standarte über Chatila hissen können. Bravo! Macht ja nichts, daß niemand mehr da ist und das Lager in Schutt und Asche liegt.
Beate Seel
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