Aus dem Hut gezaubert: Alexander Koch wird DHM-Chef
Wie das Kaninchen aus dem Zylinder hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann den neuen Direktor des Deutschen Historischen Museums, Alexander Koch, hervorgezaubert.
Man kann nur hoffen, dass sich die Berufung des Historikers Alexander Koch (44) als kein allzu schlechter Trick erweisen wird. Wie das Kaninchen aus dem Zylinder hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann den neuen Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM) am Dienstag hervorgezaubert, aber gute Zauberei war das nicht, schon gar keine vernünftige Berufung.
Quasi in letzter Sekunde, am Tag der Verabschiedung von DHM-Direktor Hans Ottomeyer in den Ruhestand, nach Wochen der Untätigkeit in Sachen Nachfolge in der von der DHM-Stiftung berufenen Findungskommission stellte Neumann den Neuen vor. Jedes Stadtmuseum plant da besser, Deutschlands größtes Geschichtsmuseum (900.000 Besucher 2010) schafft so etwas nicht.
Immerhin - es gibt mit Koch nun einen Ottomeyer-Nachfolger vom Fach. Alexander Koch ist Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer und Experte für Frühgeschichte sowie für das Mittelalter. Zu Kochs Vorlieben zählen die Hunnen und die Merowinger. Er ist ein kenntnisreicher Ausstellungs- und Museumsmanager. Und weiter?
Da schließt sich die Frage an, ob mit dieser Kür die Nachfolge-Farce überhaupt noch zu verstehen ist, ist Koch doch kaum mehr als ein Eigengewächs aus den bekannten deutschen Geschichtshäusern von Nürnberg, Bonn und Speyer. Ein Ausstellungsstar oder politisch provokanter Museumsmann scheint der Frühgeschichtler Koch nicht. Eher spiegeln er und sein bisheriger Job die ordentliche Arbeit wider, wie man sie aus der Provinz kennt.
Das muss kein Nachteil sein. Zum Generalisten in deutscher und europäischer Geschichte und international gut vernetzten Museumsdirektor und Wissenschaftler - am DHM Pflicht - kann ein neuer Direktor reifen. Mehr wird es aber darauf ankommen, ob Koch "die junge und innovative Persönlichkeit ist, die im DHM neue Impulse setzt", wie Neumann glaubt.
Denn genau dies benötigt das zwar gut besuchte, aber ansonsten recht brave DHM. Ottomeyer hat in seinen elf Jahren am DHM mit dem Museumsneubau von Ieoh Ming Pei gepunktet und mit einer Handvoll guten Ausstellungen und Tagungen geglänzt. Sein Hauptinteresse aber galt der Ergänzung seines eh schon saftigen Sammlungsbestands von den Germanen bis zum Industriezeitalter.
Dem Jäger und Sammler Ottomeyer waren die Moderne und ihre Themen zweitrangig, ebenso die Aktualisierung des Ausstellungsbetriebs. Genau hier wird Koch mit ein paar feurigen Ideen und einem neuen Museumskonzept ansetzen müssen. Das wird schwer. Schafft es Koch, ist er mehr als ein Notnagel Neumanns.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!