: Aurich - Berlin - Bremen
■ Strangeman: Stationen einer medaillenverdächtigen Rockband aus dem platten grünen Bremer Hinterland
Die Empfehlung, den Berliner Senatsrockwettbewerb einmal gewonnen zu haben, kann recht schnell verblassen, zumindest gemessen an den ZuschauerInnen. Nicht allzuviele fanden sich im Römer ein, um den Gig der Strangemen anzuhören.
Merkwürdig ruhig benahmen sie sich, dabei boten die Auricher, die seit geraumer Zeit in Berlin leben und arbeiten, einen grundsoliden Rockabend. Etwas lang geraten vielleicht, doch von den Coverversionen von Bachmann Turner Overdrive („You ain't seen nothing yet“ in einer höchst ruppigen Version) und gar von den Beatles („You got to hide your love away“) mochte das Trio nicht absehen. Mit den Fremdtiteln haben es die fremden Männer auch besonders.
Absoluter, weil schnellster und ungehobelster Song des Abends war wiederum ein geklauter. „I got to ride“ von Iggy Pop blieb im folgenden unerreicht. Das lag zum einen an den verhaltenen Strukturen der Musik, die eigentlich nur Drummer Frank Limberg Gelegenheit boten, sich angemessen auszupo
wern. Rudi Freese (git'voc), der Stückeschreiber der Gruppe, und Niels Wittmann (bass'voc) warfen sich zwar die musikalischen Bälle nach Belieben zu, der berühmte Funke, sprang nur sporadisch von der Bühne.
Das Konzept der eigenen Songs war dann auch denkbar einfach. Auf dem Hintergrund sich wiederholender Baßfiguren spielte Freese eingängige Gitarrensoli, in die er immer wieder Gesangsparts einschob. Diese Rückgriffe in die alte Rockkiste (der liebliche Titel Arschloch war ein gutes Beispiel dafür) fanden durchaus Anklang im Publikum, doch in Bewegung geriet es dennoch nicht. Nach einer dreiviertel Stunde hätte eigentlich Schluß sein können, aber wie auf Kommando forderten die Anwesenden immer wieder Zugabe, wenn das Ende des Konzertes erreicht schien. Irgendwann war es tatsächlich soweit und der Rezensent allein mit seinen Gedanken eines unspektakulären Abends. „Wir sind halt keine Sensationstruppe“, hat Rudi Freese unlängst erklärt. Wir wollen es ihm glauben.
Lobsang Samten
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