■ Kommentar: Auktionshaus Voscherau
Manchmal hat der Mann recht, auch wenn er Ortwin Runde heißt. Was nützen ein paar Peanuts mehr Kindergeld, wenn ein Familienausflug ins Freibad künftig zehn Märker pro Kopf kostet? Allerdings hilft es wenig: Der Finanzsenator, der sich gestern jacketlos und in „Ärmel-Aufkrempel-Manier“ präsentierte, kann seinen Kummer zwar in epischer Breite schildern, wenn es seinen Leidensdruck lindert. Doch ändern kann er nichts. Das Loch im Haushaltsentwurf muß er stopfen.
Wie der taz hamburg Schnäppchenmarkt schon am vergangenen Samstag voraussagte, muß die Stadt wohl pünktlich zum Sommerschlußverkauf ihr Tafelsilber verramschen. Der Verkauf der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) ist schon zu lange im Gespräch – und die Aktien in den vorigen Monaten enorm gestiegen –, als daß an dieser Veräußerung noch allzu grundsätzliche Zweifel bestünden. Nur: Das wäre energiepolitisch ein fataler Fehler.
Voscherau und Runde muß man zugute halten, daß sie nicht auf den wahltaktischen Zug von CDU und SPD aufgesprungen sind. Mehr Kindergeld und ein Ende des Melkens kleiner Einkommen durch die Freistellung des Existenzminimums – wer will da schon gegen sein? Die SPD glaubt sich das nicht leisten zu können und läßt sich lieber auf halbseidene Finanzierungskonzepte ein. Statt soziale Erleichterungen im Rahmen einer ökologischen Steuerreform durchzusetzen, zieht Scharping den Schwanz ein.
Wenigstens in diesem Punkt können wir ein kleines bißchen stolz auf den Hamburger Senat sein. Und sehen uns zur Belohnung wieder im Auktionshaus Voscherau. Silke Mertins
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