Auftakt des Intersquat-Festivals: Geburtstagsfeier am Lagerfeuer
Der Auftakt des Intersquat-Festivals bleibt überschaubar: Rund 120 Menschen demonstrieren an der O2-World gegen die Privatisierung des Spreeufers
Am Ende kommt Lagerfeuer-Atmosphäre auf: Etwa 200 Meter vor der O2-World steht eine Menschenmasse im Halbkreis um ein brennendes Stück Pappe und singt "Happy Birthday", bunte Girlanden und Luftschlangen wirbeln durch die Luft. Die Pappe hat kurz zuvor noch eine Miniatur-Nachbildung des Eventtempels am Ostbahnhof dargestellt, "Keine Profite für Rechtsklerikale" hatte jemand mit Filzstift draufgeschrieben um damit an den O2-World-Betreiber und christlichen Fundamentalisten Phil Anschutz zu erinnern.
Anlässlich des zweiten Geburtstags von dessen Berliner Arena waren am Freitagabend rund 120 Menschen durch Friedrichshain und Kreuzberg gezogen, um gegen den "Betonklotz" zu protestieren. "Dieses Event-Ufo ist nach wie vor unbeliebt bei den Anwohnern, es verursacht mehr Autoverkehr, jede Menge Müll und Dreck, von den prekär Beschäftigten in der Halle gar nicht erst zu reden", schnaubt einer der Demo-Organisatoren.
Zweifelsohne beliebt ist die Halle jedoch bei Sportfans: Während der Schlusskundgebung der Arena-Gegner stehen auf deren Außenbalkon dicht gedrängt Eishockeyanhänger beim Rauchen, der Saisonauftakt der Berliner Eisbären ist mit 14.000 Zuschauern ausverkauft. Das ändere aber nichts daran, dass die Arena ein Paradebeispiel für die folgenschwere Privatisierung des Spreeufers sei, meint der mitdemonstrierende Valentin: "In der Simon-Dach-Straße wird jetzt auch das letzte Haus, das noch Charme hatte, saniert." Steigende Mieten seien die Folge. "Im Nordkiez durfte ich zuletzt über 300 Euro für 20 Quadratmeter zahlen, obwohl die vorherige Sanierung ein riesiger Reinfall war", erzählt der 23-jährige Heilerziehungspfleger. So erlebe er den Wandel von Bezirken wie Friedrichshain unmittelbar mit. "Die Veränderung ist extrem spürbar", pflichtet ihm Tomas bei. Der 30-Jährige berichtet von Mieterhöhungen um 30 Prozent in seinem Kreuzberger Kiez. "Und meine sozialen Anlaufpunkte sind entweder schon weg oder akut bedroht."
Es sind eher lokale AnwohnerInnen, die am Freitag demonstrieren, nicht das internationale Publikum des am selben Tag beginnenden Intersquat-Festivals. Dessen Auftakt sollte der Demozug markieren, doch die Teilnehmenden sind zu der Stunde wohl noch mit dem Aufbau ihres Camps beschäftigt: Erst kurz zuvor war es den Intersquat-AktivistInnen durch eine Besetzung im Bezirksamt gelungen, doch noch ein Grundstück für das Festival zu sichern - das der Initiative Möckernkiez am Gleisdreieck.
Bei den Demonstranten sorgt die Verkündung dieser Nachricht für Jubel - ausgerechnet vor dem Büro des Liegenschaftsfonds (LiFo) in der Warschauer Straße. LiFo und Senat hatten sich wegen Sicherheitsbedenken des Landeskriminalamtes (LKA) geweigert, den Intersquat-OrganisatorInnen ein öffentliches Grundstück zur Verfügung zu stellen. "Die gute Nachricht ist: Wir werden ernst genommen", meint eine Intersquat-Vertreterin zu den LKA-Warnungen. Wegen der "Geburtstagsdemo" müssen sich die Sicherheitsbehörden indessen keine Sorgen machen: Der Zug verläuft ohne Zwischenfälle mit der Polizei.
Die recht geringe Beteiligung führt Mitorganisator Florian auf eine diesmal eher dezente Mobilisierung zurück. 2008 hatten immerhin mehr als 1.000 AktvistInnen die Eröffnungsfeier der O2-World empfindlich gestört. "Aber der Protest gegen derartige Veränderungen entlang der Spree geht weiter, Ende des Jahres steht ja wieder eine Eröffnungsfeier an", sagt Florian. Und spielt damit auf das derzeit noch in Bau befindliche Luxushotel an der Stralauer Alle an.
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