Aufrüstung in China: Tarnkappenjet taucht überraschend auf
So ein Zufall: US-Verteidigungsminister Gates ist zu Besuch und China testet einen neuen Tarnkappenjet. Die militärischen Beziehungen zwischen den Ländern sind schwierig.
PEKING taz/dpa/afp/rtr | Der chinesische Prototyp eines Tarnkappen-Kampfjets hat am Dienstag im südwestlichen Chengdu seinen ersten Testflug absolviert. Die Nachricht in chinesischen Onlinemedien platzte in den gegenwärtigen Besuch von US-Verteidigungsministers Robert Gates in Peking. Der Zeitpunkt des Tests löste Spekulationen über mögliche intendierte Wirkungen aus. Das Timing ist auch pikant, weil Chinas Präsident Hu Jintao am 18. Januar US-Präsident Barack Obama in Washington trifft.
Einem ranghohen US-Vertreter zufolge erfolgte der erste Testflug, ohne Hu darüber zu informieren. Hu ist als Chef der Militärkommission auch Oberkommandierender der Volksbefreiungsarmee. Laut dem US-Vertreter, der nicht genannt werden wollte, sei bei dem Treffen zwischen Gates und Hu "keiner der Zivilisten im Raum" über den Flug informiert gewesen.
Chinas englischsprachige Zeitung Global Times berichtete auf ihrer Webseite unter Hinweis auf Augenzeugenberichte, die Maschine habe am Mittag einen rund viertelstündigen Flug gemacht. Im Internet zirkulierten Amateurfotos des J-20 genannten Jets. Zwar dauere es laut dem Chef der US-Seeaufklärung, Vizeadmiral David Dorsett, noch Jahre bis zur Stationierung des J-20.
Dennoch wirft die Entwicklung des Tarnkappen-Jets, der vom gegnerischen Radar schwer aufzuspüren sein soll, ein Schlaglicht auf die rasante Modernisierung der Volksbefreiungsarmee. Das Projekt, von dem in der vergangenen Woche erstmals Fotos auftauchten, hat selbst den US-Geheimdienst überrascht, wie Gates kürzlich eingeräumt hatte.
Es war erst der zweite Besuch von Gates in China seit seinem Amtsantritt 2007. Ein 2010 geplanter Besuch war von China wegen US-Waffenlieferungen an Taiwan abgesagt worden. Peking betrachtet die Insel als abtrünnige Provinz. Die USA und China bemühen sich gerade um eine Normalisierung ihrer Militärbeziehungen.
Auf Fragen nach dem Tarnkappen-Jet sagte der chinesische Außenamtssprecher nur, China verfolge eine defensive Verteidigungspolitik. Mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik modernisierten alle Länder ihre militärische Ausrüstung. "Das ist nur normal."
Der J-20-Test dürften die Sorgen über Chinas Aufrüstung verstärken. Womöglich stellt das Land dieses Jahr seinen ersten Flugzeugträger in Dienst. Kürzlich sorgte Chinas Präsentation einer satellitengesteuerten Anti-Schiffs-Rakete in Washington für Unruhe. Diese kann Flugzeugträger angreifen und damit der US-Marine im Pazifik gefährlich werden. Andererseits bieten Chinas Waffenprojekte der US-Rüstungsindustrie eine Gelegenheit, ihrerseits auf weitere Aufrüstung der USA zu drängen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!