: Aufbau-Elan war 1948 noch ungebrochen –betr.: „Vorbild für Erich und den klugen Rest“, (Portrait Adolf Hennecke), taz vom 13. 10. 98
[...] Als Historiker zieht es mir die Schuhe aus beim Lesen dieses Artikels. Jedes Kind weiß, daß wenn der Name eines DDR-Oberen oder SED-Chefs in diesem Zusammenhang mit Hennecke genannt werden muß, dann nicht der des damaligen FDJ-Vorsitzenden Honecker, sondern der des SED-Generalsekretärs Ulbricht. Und wenn Füller auch nur einen zarten Blick in den Zeitgeist beschreibende Literatur geworfen hätte, wüßte er, daß 1948 der Aufbau-Elan ein nicht gering zu schätzendes Phänomen überall in Deutschland war; ein Motiv, daß auch Menschen wie Hennecke umtrieb. Füller könnte dann vielleicht eher begreifen, daß viele in der Ostzone sich auch für die Enteignung der großen Konzerne, für die Enteignung des Großgrundbesitzes und für eine Demokratisierung des bis dahin nicht gerade progressiven deutschen Schulsystems begeistern konnten. Auch wenn die Instrumentalisierung dieses Nachkriegselans durch die SED später viele DDR-Bürger zu einer Verballhornung der deutschen und sowjetischen Aktivistennamen inspirierte, so war er doch am 13. Oktober 1948 noch ungebrochen. [...] Robert Weiß, Berlin
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