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Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt„Das war mein letzter Fernsehauftritt“

In der langen Nacht der „Zeit“ feiert die Wochenzeitung sich selbst, natürlich mit Herausgeber Helmut Schmidt und Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Die taz weiß schon, worüber sie reden.

Der eine greift zum Koffein, der andere zum Nikotin: Giovanni di Lorenzo im Gespräch mit Helmut Schmidt. Bild: dpa
Interview von Katharina Schipkowski

Giovanni di Lorenzo: Herr Schmidt, wir haben ja schon einige eine Zigaretten-Gespräche geführt.

Helmut Schmidt: Das ist richtig. (zündet sich eine Zigarette an)

Trotzdem wird es nie langweilig. Im Gegenteil! Sogar in der ARD sind die Einschaltquoten historisch hoch, wenn Sie bei Maischberger sitzen.

Aber das war mein letzter Fernsehauftritt, letzte Woche bei Maischberger.

Wollen Sie den Deutschen das wirklich antun?

Ich bin inzwischen ein uralter Kerl.

Ach kommen Sie!

Wirklich. Der Medien-Trubel ist mir ein wenig zu viel.

Im Interview: Helmut Schmidt

96, Menthol-Zigarettenraucher und Ex-Bundeskanzler. Redet gern mit Giovanni di Lorenzo über Weltpolitik.

Aber das wird sich wohl demnächst nicht ändern. Die meisten Deutschen halten Sie schließlich für den bedeutendsten Kanzler der Nachkriegszeit.

Das halte ich für übertrieben. Außerdem werde auch ich irgendwann sterben.

Sagen Sie nicht so was!

(schweigt und raucht)

Hallo? Überlegen Sie etwas?

Nein, haben Sie etwas gefragt?

Ich frage Sie als Ikone der Realpolitik: Was halten Sie, angesichts der krisenhaften weltpolitischen Lage, für eine vertretbare realpolitische Position?

Ich bin keine Ikone.

Darüber wollen wir jetzt nicht streiten.

Gut, wir wollen nicht streiten. (schweigt, zündet sich eine weitere Menthol-Zigarette an)

Erinnern Sie sich noch an meine Frage?

Nein. Ging es um Weltpolitik?

Genau. Und darum, was Sie als Ikone der Realpolitik …

Ich bin keine Ikone.

Auf jeden Fall ging um Ihre Einschätzung zur Weltpolitik.

Als jemand, der den Krieg miterlebt hat, bin ich sehr am Frieden interessiert. Aber man kann selbst immer nur im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln. Die Politik muss sich bewusst sein, dass ihre Möglichkeiten, Tatsachen zu verändern, beschränkt sind.

(hustet) Ikone der Realpolitik, sag ich ja! (hustet)

Wie bitte? Das habe ich nicht verstanden. (beugt sich vor und fummelt an seinem Hörgerät)

Herr Schmidt, womit kann man Ihnen eine Freude machen?

In meinem Alter bin ich wunschlos glücklich. Aber ich wünsche dem Hamburg-Teil der Zeit zu seinem erste. Geburtstag alles Gute.

Di Lorenzo im Gespräch mit Schmidt: 18 Uhr, Thalia Theater, Alstertor 1. „Zeit Online“ überträgt das Gespräch der beiden Männer im Livestream.

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