■ Auf du und du mit dem Regenwald: Waldbrand für Snacks
Frankfurt/Main (taz) – Mit schwerem Gerät, kakophonischer Geräuschkulisse, viel Rauch und wenig Feuer eröffnete der World Wide Fund for Nature (WWF) am Mittwoch seine Kampagne zur Erhaltung der tropischen Regenwälder in Asien. Verursacher der Waldbrände beispielsweise in Indonesien, so der WWF, seien vor allem die Brandrodungen für die Anlage von Palmöl-Plantagen. Die Monokulturen bedecken 2,4 Millionen Hektar des Landes und wachsen stündlich um die Größe von 1.000 Fußballfeldern an, sagte der deutsche WWF-Geschäftsführer Georg Schwede.
Indonesien hat seine Anbauflächen wegen der gestiegenen Nachfrage in den letzten 20 Jahren verzehnfacht und plant bis zum Jahr 2005 noch einmal eine Verdoppelung. Das Land liefert jährlich 596.000 Tonnen der drei Rohstoffe Palmöl, Palmkernöl und Palmschrot in die Bundesrepublik. Die ist der weltweit fünftgrößte Abnehmer und liegt in Europa nur hinter den Niederlanden. Größte Endverbraucher sind die Konsumenten von Margarine, Snacks, Frittenfett, Suppen, Soßen, Fertiggerichten und Speiseeis. Palmölprodukte werden aber auch bei der Herstellung von Kosmetika, Kerzen und Waschmitteln verwandt und Tierfutter zugesetzt.
Tropenwaldexperte Markus Radday forderte zur Eröffnung der nationalen WWF-Kampagne „Give Trees a Chance“ den sofortigen Stopp der Brandrodungen und den Beginn einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Einerseits beschleunige die Wirtschaftskrise in Asien den profitablen Raubbau, andererseits habe sich die Entwicklung durch gesunkene Investitionen aber auch kurzfristig verlangsamt. Dieser Zeitgewinn biete die Chance für Verhandlungen mit Firmenvertretern und Regierungen.
Schwede erklärte, er halte es schon für einen Fortschritt, wenn Plantagen nicht mehr im Regenwald, sondern auf anderen Flächen und ohne Brandrodung angelegt würden. Dabei müßten die Einheimischen an den Gewinnen beteiligt und Schutzzonen für bedrohte Tierarten eingerichtet werden.
Der WWF hatte auch 30 Firmen für eine Studie „Brandrodung für Margarine“ nach ihren Importzahlen befragt. Bisher, so hieß es gestern, hätten sich aber nur der Verband der Deutschen Margarine-Industrie und der Konzern Unilever gesprächsbereit gezeigt. Der Autor der Studie, Eric Wakker, vermutete, daß die meisten Produzenten gar nicht wissen, woher ihre Rohstoffe stammen und unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden. Ein Vertreter der Margarinehersteller bezweifelte die Importzahlen des WWF. Schwede bestätigte, daß es tatsächlich noch „ein großes Loch“ zwischen den offiziellen Import- und den Verbrauchsmengen der befragten Firmen gebe, dem es nachzuforschen gelte, denn: „Irgendwer muß das ja wohl verwenden.“ Heide Platen
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