Kommentar: Auf der Hinterbank
■ Problemlos von SPD zu CDU wechseln
Eigentlich ist der Frontenwechsel gar nicht so schwer: Schließlich reicht auch bei der Opposition der Blick auf die erste Reihe, um zu wissen, wann das Händchen gehoben, wann gelacht, hämisch gepöbelt oder heftig geklopft werden muß. Wer – so wie die Bremerhavener Abgeordnete Karin Tuczek – schon elf Jahre auf der Hinterbank gesessen hat, der weiß, daß man nicht zuhören muß, um Parlamentarier zu sein, und verkraftet auch den Wechsel vom SPD- in den CDU-Block spielend.
Für Schamfristen ist da weder Not noch Zeit. Schließlich konnte Karin Tuczek doch erst dann ruhigen Gewissens die SPD verlassen, als hundertfünfzigprozentig sicher war, daß sie auf diesem Ticket keine Rückfahrt in die nächste Bürgerschaft mehr machen würde. Und wenn sie es jetzt bei der CDU probieren will, dann drängt die Zeit. Mit Politik hat das alles sowieso nichts zu tun. Eher schon mit politischen Intrigen. Da hat sich der einst mächtige Werner Lenz per Parlamentsdiät geneigte Gefolgschaft verschafft – und nun ist er selber weg vom Fenster. Und seine Getreuen rutschen unruhig auf den Hinterbänken herum.
Aber auch wenn die Mehrheiten und das Personal wechseln werden – eins ist schon heute sicher: Karin Tuczek bleibt in guter Gesellschaft. Die nächste Bürgerschaft besteht wieder zu über zwei Dritteln aus Hinterbank. Dirk Asendorpf
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