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Auf dem langen Marsch

Deutsche Umweltprojekte in China bieten Hilfe zur ökologischen Sanierung maroder Betriebe – und für den Export deutscher Technik

BERLIN taz ■ In der Provinz Xinjiang im Nordosten des Landes geht Chinas Reichtum in Rauch auf. An dutzenden von Stellen brennen unkontrolliert die riesigen Kohlevorkommen, die unter der Erde lagern. Durch Selbstentzündung und Schlamperei glühen die Kohlevorräte Chinas teilweise seit Jahrzehnten vor sich hin, verseuchen mit giftigen Dämpfen ganze Landstriche und tragen zur globalen Klimaerwärmung bei.

Den wirtschaftlichen Schaden durch die unkontrollierte Verbrennung schätzt Tan Yongjie vom chinesichen Zentralamt für Kohlegeografie auf 20 Milliarden Yuan (vier Milliarden Mark) im Jahr. Schätzungsweise verwandeln sich auf diese Weise jährlich etwa 13 Millionen Tonnen Kohle ungenutzt in 50 Millionen Tonnen CO2. Jahrzentelang hat sich China nicht um das Problem gekümmert. Im letzten Jahr aber sagte Yongjie plötzlich: „Wir könnten ausländische Unterstützung gebrauchen.“

Die steht vor der Tür. Wenn morgen die deutschen Minister für Auswärtiges, Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit Fischer, Trittin und Wieczorek-Zeul zur deutsch-chinesichen Umweltkonferenz in Peking eintreffen, haben sie hunderte von mittelständischen Unternehmern im Gefolge. Es gibt auch schon eine Reihe von Kooperationen. So unterzeichneten der deutsche Bergbaukonzern RAG (vormals Ruhrkohle AG) und die staatliche chinesische Kohleverwaltung SACI am 30. Juni in Berlin einen Vertrag, der die Deutschen als Feuerwehr nach China holte. Die RAG-Experten helfen vor allem, die Brände genau zu orten und einzugrenzen. Bekämpft werden die Schwelbrände dann mit Wasser, das durch Bohrlöcher auf die glimmenden Flöze gespült wird und von Bulldozern, die Erde über den Brandherd schaufeln. Ein Feuer zu löschen, so die RAG, dauere etwa vier Jahre. Mit deutscher Hilfe und modernem Know-how soll die Zeit dafür gesenkt werden – auf drei Jahre.

Auch sonst braucht es beim Umweltschutz einen langen Atem und eine Regierung wie die rot-grüne, die ihre Hilfsprogramme auch als Türöffner für die eigene Umweltbranche versteht. Das Land bietet ein weites Betätigungsfeld mit Beispielcharakter für andere Länder: Immer noch liegen neun von zehn Städten der Welt mit der höchsten Luftverschmutzung in China. 70 Prozent des Energiebedarfs werden durch veraltete Kohlekraftwerke gedeckt. Mit deutscher Hilfe werden jetzt Kraftwerke saniert, wird die Effizienz durch die gleichzeitige Produktion von Strom und Wärme erhöht.

Sauberes Trinkwasser ist in China knapp geworden. Mit 14 Projekten und einem Finanzvolumen von 360 Millionen Mark unterstützen die deutschen Partner den Bau von Kläranlagen und die Wasseraufbereitung. Im Süden von Peking wurde mit deutscher Hilfe ein System eingerichtet, um den Hausmüll zu sortieren, zu kompostieren und auf der Deponie sicher zu lagern. In 16 Projekten beteiligen sich die Deutschen an der Aufforstung in China, um Erosion und Wüstenbildung zu verhindern und bis 2050 das „größte Naturschutzprojekt der Welt“ zu verwirklichen: 55 Millionen Hektar Wald neu zu pflanzen – eine Fläche so groß wie Frankreich. Auch hilft die Bundesrepublik beim Aufbau von Umweltverwaltungen und der Erfassung von Ökodaten.

So weit weg kann die deutsche Umweltpolitik aber auch Wege gehen, die zu Hause verpönt sind: So fördern Umwelt- und Entwicklungshilfeministerium die Müllverbrennung. Und eine Hermesbürgschaft der rot-grünen Atomaussteiger sichert einen 300-Millionen-Mark schweren Auftrag von Siemens: Den Bau des Atomkraftwerks Lianyungang bei Shanghai.

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