Auf Abi-Reise 2008: Sechs Tage wach
Endlich Abi! Und jetzt? Weil wir nicht wissen, wie es weitergeht, trösten wir uns mit einer Woche Lloret de Mar, Strand, Party, Alkohol. Kann man so wirklich Abschied nehmen?
Die Nachfrage: Zu einem kompakten Abiturprogramm gehören ein Abikleid, ein Abiball und eine Abireise. Alles sollte möglichst extravagant sein, weshalb es nicht reicht, zur Zeugnisausgabe ein bereits getragenes Kleid in der Schulaula zu tragen und sich dann auf dem Zeltplatz zu treffen. Viele Klassen reisen sofort nach dem großen Tag an Orte, wo der Alkohol billig ist und viele weitere deutsche Abijahrgänge abhängen. Die am häufigsten angeflogenen Ziele sind Lloret de Mar im Nordosten Spaniens, Rimini, Ibiza, Tunesien und Bulgarien.
Das Vorbild: Mit der Abireise kopieren Deutschlands AbiturientInnen die US-amerikanischen Spring Breaks. Dort suchen in der Semesterpause Studenten oft wärmere Orte der USA, Mexiko oder die Karibik heim, um ausgiebig zu feiern, zu saufen und Drogen zu nehmen. Beliebteste Ziele sind Daytona Beach in Florida und das mexikanische Acapulco.
Das Angebot: Europas Tourismusindustrie hat sich auf die junge Kundschaft eingestellt. Anbieter wie Abi4life, Jamreisen oder Abitours haben Paketangebote im Programm, bei denen sich die 19- bis 20-Jährigen um nichts mehr kümmern müssen. Sie werben mit Halbpension, Clubausweisen, mit denen man Vergünstigungen kriegt, Sonnenstrand und klimatisierten Hotelzimmern. Kosten: zwischen 100 und 400 Euro. Als kleines Dankeschön für die Buchung verschenken manche Anbieter Kondome an die ganze Jahrgangsstufe.
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