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Auch Kultur kann Kohle kriegen

■ Ein kleiner Leitfaden zur staatlichen Subventionierung von Projekten aus Kunst, Kultur, Jugend und Sozialarbeit

Zwei verschiedene Welten: Da sind einmal Geschäftsgründer, neue Gewerbetreiber und Jungunternehmer, denen insbesondere im technisch-innovativen Bereich - öffentliche Stellen wahre Füllhörner von Startsubventionen, informelle Hilfestellung und Billigstdarlehen anbieten. Und da sind die gemeinnützigen Projekte aus Kunst-, Kultur-, Jugend- und Sozialarbeit. Hier finden sich oft IdealistInnen mit hehren Ansprüchen statt sozialproduktsteigernde Normalunternehmer, denen die Feinheiten der Geldwelt zudem eher unangenehm und fremd sind. Kein Wunder, daß da vielen die ohnehin spärlichen Quellen für Staatsknete unbekannt sind.

Solche Wissenslücken schließt das soeben erschienene Kursbuch Kulturförderung von Peter Vermeulen und Angela Birmes. Das mit vielfacher Detailinformation vollgestopfte Buch will Finanzierungsleitfaden sein für die sozialen Segmente der Ökonomie: für Frauenhäuser, soziokulturelle Zentren, für Kunstschulen, Begegnungsstätten, Bildungswerke. Das Krefelder Autorenpaar hat drei Bereiche fachkundig zusammengetragen: Bundesmittel aus vielerlei Fonds und Töpfen; die vielfältigen Möglichkeiten aus Landesförderung am Beispiel Nordrhein-Westfalens; und unter der Rubrik „sonstige Finanzierungsmöglichkeiten“ solch unterschiedliche Geldquellen aufgedröselt wie privatwirtschaftliche Stiftungen, den Grünen-Ökofonds, EG-Mittel, Mäzenatentum (im Kunstbereich bekanntlich derzeit ein Boom sondergleichen), die „Aktion Sorgenkind“ bis hin zu den Sozialfonds der gemeinnützigen Sparkassen vor Ort. Die (leider etwas sparsam aufgeführten) Einzeltips und Erfahrungsbeispiele gehen bis zum Hinweis, wie man am günstigsten zu einem Zivildienstleistenden kommt. Also auch die kulturpädagogische Szene hat schon entdeckt, wie billig die willigen Dienstverpflichteten sind - die aber selbst sicher lieber in einem „alternativen“ Projekt mitarbeiten, denn in einem menschenunwürdigen Altensilo im Pflegeakkord malochen.

Kulturfunktionär Vermeulen und die ehemalige Frauenhäuslerin Birmes wissen aus eigener Erfahrung, wie man die Kuh melken kann: „Oft eröffnet erst Kreativität und Phantasie in der Antragsgestaltung den Zugang zu Förderungen.“ Unumgänglich sei zudem „ein gewisses Maß an Penetranz“. Und wir lesen den überraschenden Hinweis, daß sich „Verwaltungsbeamte manchmal erstaunlich kreativ im Zeigen von Möglichkeiten“ erweisen können.

Bernd Müllender

Das 170-Seiten-Werk wird vertrieben vom Paritätischen Jugendwerk, Loherstraße 7, 5600 Wuppertal 2 und kostet 10 Mark Schutzgebühr. Mitfinanziert wurde es vom Sozialministerium NRW. Es klappt also mit der sozialen Subvention.

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