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Attentat der Kokain–Mafia in Ungarn

■ Kolumbianischer Botschafter in Budapest überlebte Anschlag der Drogenmafia seines Landes / Als Justizminister hatte er für Auslieferung von Drogenhändlern an die USA plädiert

Budapest/Wien/Bogota (afp) - Der kolumbianische Botschafter in Budapest, Enrique Parejo Gonzalez, ist am Dienstag bei einem Attentat schwer verletzt worden. Wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI meldete, schoß ein Unbekannter auf den Diplomaten, der bis zum August Justizminister seines Landes war. Der Täter konnte die Flucht ergreifen. Bereits als Justizminister hatte Gonzalez Morddrohungen der kolumbianischen Drogenmafia erhalten. Unmittelbar nach dem Regierungswechsel in Bogota im August 1986 und dem Amtsantritt von Präsident Virgilio Barco war er nach Budapest versetzt worden. Die rasche Ernennung und Entsendung in den Ostblockstaat sollten ihn vor Attentaten schützen. Gonzalez hatte den Drogenhandel als Justizminister scharf bekämpft und die Entscheidung des ehemaligen Präsidenten Belisario Betancur unterstützt, in den USA gesuchte Rauschgiftschmuggler auszuliefern. Ein Kommando „Hernan Botero Moreno“ hat sich in einem Anruf an die französische Nach richtenagentur afp in Bogota zum Anschlag auf Gonzalez bekannt. Der Drogenhändler Botero war an die USA ausgeliefert und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Vorgänger von Gonzalez im Amt des Justizministers, Rodrigo Lara Bonilla, war am 30. April 1984 von der Drogenmafia ermordet worden, kurz bevor er sicherheitshalber auf einen Botschafterposten im Ostblock abgeschoben werden sollte. Vor einem Monat war offenbar ebenfalls im Auftrag der Drogenmafia Guillermo Cano, Herausgeber der zweitgrößten Zeitung El Espectador, ermordet worden. Präsident Barco hatte darauf mit einer Verschärfung der Repression reagiert. In 24 Tagen wurden 783 Personen verhaftet, darunter der von der US–Justiz gesuchte Rauschgiftgroßdealer Evarieto Porras, dem jedoch bislang erst das unerlaubte Tragen einer Waffe angelastet werden konnte.

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