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Atomverhandlungen mit IranIsrael im Clinch mit den USA

Vor der neuen Gesprächsrunde am 20. November warnt Israels Regierungschef Netanjahu eindringlich vor einem Einknicken. US-Außenminister Kerry gefällt das nicht.

Will zur Not auch militärisch gegen Iran vorgehen: Israels Premier Bild: dpa

JERUSALEM dpa | Je näher eine mögliche Einigung im Atomstreit mit dem Iran rückt, desto lauter ertönen die Warnrufe des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. In seiner Rolle als Ausbremser sieht Israel sich jedoch international zunehmend isoliert.

Die jüngsten Genfer Atomverhandlungen haben vor allem in seinen Beziehungen zu den USA für neue heftige Spannungen gesorgt. US-Außenminister John Kerry und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu liefern sich im Streit darüber, ob die Suche nach einer diplomatischen Einigung mit Teheran wirklich der richtige Weg ist, inzwischen einen offenen verbalen Schlagabtausch.

Die Heftigkeit von Netanjahus Reaktion auf die sich abzeichnende Einigung der internationalen Gemeinschaft mit Teheran habe sogar seine Kritiker überrascht, schrieb ein Kommentator der Zeitung Haaretz am Montag.

Der israelische Regierungschef habe Kerrys Verhalten bei einem angespannten Treffen am Freitag „wie einen Dolchstoß der Amerikaner“ empfunden. Eine vor Kerrys Abreise geplante gemeinsame Pressekonferenz wurde abgesagt – nach Medienberichten, um eine öffentliche Konfrontation zu vermeiden. Während seiner dreitägigen Vermittlungsmission in Nahost hatte Kerry auch die israelische Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten ungewöhnlich scharf kritisiert.

Die Stimmung zwischen beiden Seiten sei inzwischen wieder ähnlich schlecht wie vor der „Charmeoffensive“ von US-Präsident Barack Obama bei seinem Israel-Besuch im März, schrieb Haaretz. Wendy Sherman, die amerikanische Verhandlungsführerin bei den Genfer Gesprächen, kam am Sonntag nach Jerusalem, um die israelische Führung über die Details zu informieren – und offenbar auch, um die Wogen zu glätten.

Schweres verbales Geschütz

Netanjahu fährt immer schwereres verbales Geschütz auf, um die Weltmächte vor einem diplomatischen Teilabkommen im Atomstreit zu warnen. Er sprach am Sonntag von einer „schlechten und gefährlichen Einigung“. Wirtschaftsminister Naftali Bennett wurde noch deutlicher: „Wenn in zehn Jahren ein Koffer mit einer Atombombe in New York explodiert, dann wird klar sein, dass es wegen der Konzessionen in diesen Tagen passiert ist“, sagte er dem Armeesender. Israel fordert unter anderem einen vollständigen Stopp der Urananreicherung auf iranischem Boden.

Kerry reagierte jedoch mit offensichtlicher Ungeduld auf die Unkenrufe aus Israel. „Wir sind nicht blind, und ich glaube nicht, dass wir dumm sind“, sagte er dem US-Sender NBC in einer offenen Retourkutsche an Netanjahu. Er sei sich nicht sicher, ob der israelische Regierungschef tatsächlich die Details eines Abkommens mit Teheran kenne, weil man sich ja noch gar nicht geeinigt habe.

Er sei sehr wohl „informiert über die Details des Vorschlags an die Iraner“, konterte Netanjahu daraufhin am Sonntagabend mit Blick auf die Gespräche der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands in Genf. Er bemängelte, der Iran müsse demnach sein Atomprogramm gar nicht ernsthaft einschränken, bekomme aber trotzdem eine Erleichterung der Sanktionen.

Indirekte Drohungen

„Wenn es um die Sicherheit des jüdischen Volkes geht, werde ich nicht schweigen“, betonte Netanjahu. Er hat immer wieder indirekt gedroht, Israel würde im Notfall auch allein militärisch gegen die iranischen Atomanlagen vorgehen. Solange die diplomatischen Bemühungen gegenüber Teheran andauern, gilt dies jedoch als praktisch unmöglich.

Damit bleibt dem israelischen Regierungschef vorerst nur die diplomatische Bühne: Netanjahu werde jedenfalls vor der nächsten Verhandlungsrunde am 20. November in Genf alles unternehmen, um aus der vorübergehenden Krise zwischen dem Iran und den Weltmächten eine dauerhafte zu machen, schrieb ein Kommentator der Zeitung Jediot Achronot am Montag.

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12 Kommentare

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  • D
    DangerAtRomance

    @Muli Nasrudin

     

    Ich möchte das iranische Volk und Dich NICHT beleidigen, sondern es in Frieden und Wohlstand entwickelt sehen.

    Das Gleiche gilt für alle Staaten im Nahen Osten und weltweit.

    Ich will, dass die politische Kultur und Diplomatie aller Staaten in der Region

    ohne ABC-Waffen auskommt.

    Ich betrachte die Einwohner Nahosts als Menschen mit gleichen Menschenrechten.

    Ich will, dass die Staaten des Nahen Ostens so ihre Ressourcen nutzen, dass sie bis zum Ende

    der Erde ausreichen und das

    die Würde der Völker nicht mit der Verfügbarkeit von Massenvernichtungstechnologie gekoppelt wird. Ich möchte,

    dass mehr Staaten der Tierwelt

    und Pflanzenwelt der Erde ein größeres Refugium bieten.

  • M
    Max

    Und genau zur "rechten" Zeit (hihi) wird Liebermann wieder ins Kabinett geholt.

  • FF
    Fischers Fritze

    Ein levantinischer Rumpelstiez.

    !Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Nethanjahu heiß."

  • N
    Nicole

    Eine dpa-Meldung, fast wörtlich übernommen? Und dann mit Autorinnenzeile? Weder journalistisch noch seriös.

  • P
    PeterWolf

    Wenn Netanjahu Verhandlungen per se ablehnt, will er offensichtlich keinen Frieden im Nahen Osten, sondern Terror und Krieg.

    Dafür zahl ich nicht.

  • D
    DANGERATROMANCE

    @ANTARES56

    Ja, die Israelis sind auch damit gemeint.

    Aber keine Syncronizität soll

    gefordert werden.

    In Iran sind die Anlagen offenbar noch nicht funktionstüchtig.

    Hier sollte ein Weiterbau sofort

    unterbunden und Erneuerbare

    Energiekraftwerke aufgebaut werden. Für die Stilllegung der Anlagen friedlicher atomarer Energie

    soll ein Schadensersatz durch

    durch die Weltbank erfolgen.

    Auch Israel soll seine friedliche Atomenergiegewinnung einstellen, aber erst nachdem

    die Erneuerbaren Energiekraftwerke integriert sind. Sonst bräche das Land zusammen.

    Alle Länder des Nahen Ostens auch Israel sollen alle A-und B- Waffen abgeben

    und alle diesbezüglichen Anlagen demontieren.

    Die C-Waffen-Vernichtung sollte ebenso mit der C-Waffen-Vernichtung in Syrien in allen

    diesen Ländern erfolgen.

    Aber nicht zeitgleich, weil das

    keiner mehr richtig kontrollieren kann. Das ist logistisch zu schwierig.

    Das Judentum und der Islam müssen eine gemeinsame humanistische Basis entwickeln,

    in dem das Gesetz mehr Macht hat als die Technologie und

    der Trieb nach Macht und Rache

    gezügelt wird.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Vielleicht braucht Netanjahu mal eine neue Schautafel, um Kerry & den "Westen" von der Gefährlichkeit des Iran zu überzeugen.

    Das Kinderbild mit der lustigen Panzerknackerbombe kann er wohl nicht mehr hervorholen, um die Zugehörigkeit Irans zur Achse des Bösen zu beweisen.

     

    Schon irre, wie die Zeiten sich ändern. Und das tun sie umso schneller, je länger Netanjahu die Friedensbemühungen blockiert...

  • B
    Blechstein

    Welches Interesse sollten die Iraner daran haben, eine Atombombe in New Yorik zu zünden?

    Die Aussage von Bennett klingt wie eine Drohung an die Amerikaner, sich wieder auf Linie zu begeben.

    Die Israelis haben den Bogen aber zu oft überspannt - niemand möchte mehr mit ihnen spielen.

  • D
    DangerAtRomance

    Ich finde die Leichtgläubigkeit

    des Westens gegenüber

    dem neuen Präsidenten Irans

    auch gelinde gesagt irritierend.

    Ohne echte politische Leistung,

    Verzicht auf Atomwaffen in der Verfassung verankert,

    unkündbare Kontrollen,

    muss mit beabsichtigten Rückfällen(auch durch Nachfolger) gerechnet werden.

    Generell sollte der gesamte Nahe Osten auf Atomtechnologie verzichten. Sie haben genug

    natürliche Energiereserven,auch ohne das Erdöl. Auch eine zivile Atomkatastrophe wäre verheerend für die gesamten Oasengebiete, Flüsse und Binnenseen. All die Staaten haben davon nur wenige und sind direkt an Atomkraftwerken angeschlossen. Wenn etwas passiert, wird es furchtbar.

    In dieser waffenstarrenden und

    von Giftgaskriegen gezeichneten Gegend sollten lieber keine Atomkraftwerke stehen.

    Es wäre sicherer so.

    • MN
      Muli Nasrudin
      @DangerAtRomance:

      Das lässt sich eigentlich leicht erklären, wenn man vom Iran nicht nur die Zerrbilder kennt, die hier ankommen.

      Die meisten Iraner, und das sind vor allem junge, sind nämlich sehr viel moderner und weltoffener als man das denkt.

       

      Und wenn die Masse einen kritischen Punkt erreicht hat, kippt es halt, und die Modernen haben das Sagen.

       

      Es ist also weniger ein extremer Umschwung, als es ein jahrzehntelanger Sättigungs-Prozess war, der jetzt anfangen hat zu zünden. Siehe: Die DDR an ihrem Ende.

       

      Das falscheste was man jetzt tun kann, ist draufzuhauen. Das würde das alte System nur wieder stärken.

       

      Man muss jetzt lehren, dass es gut ist, und vorteile hat, nett zueinander zu sein.

       

      Leider hab ich das Gefühl dass dich das nie jemand gelehrt hat. :/

      Also hier ein Angebot von mir, als Sohn eines Turbanträgers, und mit dem Herzen voll dabeiseienden Bürger Deutschlands: Wenn man sich versteht, kann man sich auch vertrauen. Ich verstehe dich, und was dir wichtig ist. Und ich will dass alle meine Mitmenschen auf diesem Planeten glücklich sind, weil ich weiss dass das mein Leben auch besser macht.

       

      Jetzt bist du dran. :)

    • @DangerAtRomance:

      Ist damit auch Israel gemeint?

  • Vielleicht würde es schneller und zu einer besseren Einugung mit dem Iran kommen, wenn Israel endlich sein eigenes Atomwaffenprogramm offen legen würde! Es gibt nicht nur das eine "auserwählte" Volk in der Welt, es gibt viele - und die wollen auch leben, ohne Drohungen aus Israel!