piwik no script img

Atomkraft nach Erdbeben in JapanDéjà-vu-Erlebnis in Fukushima

Ein starkes Erdbeben vor der Küste weckt Erinnerungen an die Atomkatastrophe des Jahres 2011. Wie sicher sind die Meiler heute?

Bauarbeiter schauen auf die noch unfertige Hochwasserschleuse, nachdem die Tsunami-Warnung aufgehoben wurde Foto: ap

Tokio taz | Um 5.59 Uhr rüttelte ein mächtiges Erdbeben die Menschen im Nordosten Japans aus dem Schlaf. Der Fernsehsender NHK unterbrach sein Programm. „Fliehen Sie von der Küste“, forderte der Sprecher die Bewohner von Fukushima auf.

Das Beben brachte für viele Japaner die Erinnerungen an den Tsunami und die Atomkatastrophe vom 11. März 2011 zurück. Auch damals lag das Epizentrum der Erschütterungen im Meer. Auch damals wurde vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami gewarnt. „Ich spürte die gleiche Angst in den Knochen“, berichtete ein Rentner. Tatsächlich gehen Seismologen wegen der Lage des Epizentrums und der vertikalen Erdbewegungen davon aus, dass es sich um ein spätes Nachbeben von 2011 handelt.

Anders als vor fünfeinhalb Jahren kamen die Japaner mit dem Schrecken davon. Die höchste Welle von 1,40 Meter im Hafen von Sendai richtete keinen Schaden an. Das AKW Fukushima Daiichi erreichte nur ein ein Meter hoher Tsunami, 2011 waren die Wellen 14 Meter hoch. Nach Angaben von Betreiber Tepco gab es keine Probleme. Nur einige Messgeräte für radioaktiven Staub seien ausgefallen.

Viele Japaner machen dieses Abwiegeln misstrauisch. Zwar gibt es zwei neue Betonmauern zwischen den Reaktoren und dem Meer. Sie ragen aber nur ein paar Meter über das Wasser hinaus, dafür reichen sie bis zu 30 Meter in den Boden. Sie sollen vor allem verhindern, dass radioaktiv verstrahltes Grundwasser ins Meer fließt. Immerhin wurde seit 2011 die Notstromversorgung höher gelegt. Der damalige Tsunami hatte die Aggregate überschwemmt, ausgeschaltet und so die Kernschmelze ausgelöst.

Allerdings fiel in Meiler 3 des AKW Fukushima Daini der Strom für ein Abklingbecken mit abgebrannten Brennelementen aus. Der zweite Tepco-Atomkomplex liegt ein Dutzend Kilometer südlich der Atomruinen. Es dauerte 90 Minuten, bis die Kühlung wieder funktionierte. Dass ein Erdbeben der Stärke 7,4 – 2011 waren es 9,0 – die Stromversorgung lahmlegen konnte, alarmiert Experten .

Die vier Reaktoren in der Atomanlage Daini sind jünger als die havarierten Meiler und liegen höher. So überstanden sie den Tsunami von 2011. Seit ihrer Reparatur blieben sie abgeschaltet. Die Bewohner der Region lehnen die Wiederaufnahme des Betriebs kategorisch ab. Das neuerliche Beben hat sie daran erinnert, warum ihre Region als Standort für AKW ungeeignet ist. Die nationale Behörde warnt vor einem weiteren Nachbeben mit ähnlicher Stärke binnen einer Woche.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Schon wieder die Luege der Aommafia "Der damalige Tsunami hatte die Aggregate überschwemmt, ausgeschaltet und so die Kernschmelze ausgelöst.".

    2011 hat schon das Beben die Kuehlung zerstoert und den Super GAU ausgeloest.

    • @naemberch:

      Das Erdbeben lag doch 130 Km weit weg.