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Atombunker statt Behindertenklos

■ Im Café Alex wird der Gang zur Toilette zum Ärgernis für Behinderte / Die fordern mehr Beteiligung bei Planungen / Keine bessere Ausstattung wegen Bunker?

Horst Frehe will nur mal schnell zur Toilette. Im Café Alex aber müssen erst Pflanzen und Kisten beseite geschafft werden, sonst wäre kein Durchkommen für den Rollstuhlfahrer. Außerdem kommt die Bedienung gleich mit, um den Fahrstuhl zu holen und Frehe bis zur Toilettentür zu begleiten. Denn die Behindertentoilette des Alex liegt im Keller – im nicht-öffentlichen Bereich neben Küche und Geschäftszimmer.

Gestern hat die Arbeitsgemeinschaft behinderter Menschen für Bauen, Wohnen und Verkehr (Bremer Fahrdienst-Forum) Politiker eingeladen, die Räumlichkeiten im Alex genauer unter die Lupe zu nehmen. Weitere Knackpunkte: Der Aufzug ist gleichzeitig Lastenaufzug, so dass im Keller überall Paletten und Kisten den Weg versperren. Ein Begleitschutz zum Kellerklo sei von einer normalen Behandlung ohne fremde Hilfe weit entfernt, kritisiert Wilhelm Winkelmeier vom Verein Selbstbestimmt Leben. Außerdem fühle man sich unter Druck gesetzt, „schnell fertig“ werden zu müssen. Auch die Dachterasse ist ohne Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Und ob die einzige nicht-Drehtür im Winter aufbleiben wird, sei fraglich, so Winkelmeier.

„Keine müde Mark“, will Matthias Botter hier lassen. Als Rolli-Fahrer fühlt er sich total ausgegrenzt – und das gerade bei so zentralen und bekannten Orten, die noch dazu mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden.

Über zehn Millionen Mark hat der Bau am Domshof gekostet – acht Millionen davon aus öffentlicher Hand, 2,4 Millonen Mark vom Alex – und trotzdem solche Mängel. Geschäftsführer Peter Rienäcker von der Brepark, dem Bauherrn, rechtfertigt sich: Verschiedene Varianten seien für die Toilette durchdacht worden, die jetztige Situation war technisch machbar und kostengünstig gewesen – „bei den baulichen Hindernissen“ mit dem Atombunker gleich nebenan. „Ich wüßte heute noch nicht wie es anders geht“, sagt Rienäcker. Die jetztige Lösunge hatte torzdem zu erheblichen Mehrkosten geführt: Für Lasten und Behinderte war der ursprünglich geplante Aufzug zu klein gewesen.

Die Richtlinien der Landesbauordnung enthalten zwar konkrete Bestimmungen über behindertengerechte Anlagen bei öffentlichen Gebäuden, wie Verwaltungen, Museen, Bibliotheken. Gaststätten dagegen gelten als Sonderbauten, für die es allenfalls Soll-Bestimmungen gibt. Eine „Grauzone“ sagt Wilhelm Winkelmeier. Der Verein Selbstbestimmt Leben fordert deshalb eine Änderung der Landesbauordnung. Gaststätten ab 20 bis 30 Plätzen sollten wie öffentliche Gebäude behandelt werden, und damit barrierefrei eingerichtet werden. Außerdem möchten sie früher und intensiver an wichtigen öffentlichen Bau- und Gestaltungsplanungen beteiligt werden. Bislang hing das immer vom good-will ab.

Änderung ist zumindest in Sicht, erklärte der Pressesprecher des Bauressorts. Auf der Sitzung der Bau-Deputation am Donnerstag wurde über die Novellierung der Landesbauordnung beraten, die Ende des Jahres überarbeitet werden soll. Da will man über die Vorschläge der Behinderten nachdenken. Außerdem hatte Bausenatorin Tine Wischer (SPD) nach Anfrage der Grünen zugesagt, dass es einen gesonderten Ausschuss der Deputation für Behindertenfragen geben könne oder einen ständigen Vertreter der Behinderten in der Bau-Deputation.

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