Asylunterkunft in Hellersdorf: Die Flüchtlinge kommen
Seit Wochen macht eine Bürgerinitiative gegen eine Asylunterkunft mobil. Heute ziehen die ersten Flüchtlinge in die ehemalige Schule ein.
Aller Protest war vergebens: Am heutigen Montag sollen erste Flüchtlinge in das ehemalige Max-Reinhardt-Gymnasium in Hellersdorf einziehen. Silvia Kostner, Sprecherin des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso), bestätigte, dass ab dem Mittag eine kleine Zahl an Aslybewerbern eintreffen werde. In den kommenden Tagen würden dann „schrittweise“ weitere Personen dazukommen.
Ein Sprecher der Polizei kündigte an, im Umfeld der Schule „Präsenz zu zeigen“. Seit Wochen macht eine „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“ Stimmung gegen die Unterkunft in der Carola-Neher-Straße. Auch Rechtsextreme agitieren gegen die Unterbringung von Flüchtlingen im Bezirk.
Land und Bezirksamt hatten dagegen betont, an dem Standort festzuhalten. Nur der Tag des Einzugs sollte aufgrund der Proteste nicht mehr öffentlich genannt werden. Die Bürgerinitiative erfuhr dennoch davon. „Aus höchst vertraulicher Quelle“ wisse man vom Einzug der Flüchtlinge am heutigen Montag, hieß es auf der Internetseite der Gegner. Man werde „das Land Berlin auf die Gesetze verweisen und auf die fehlende Umnutzungsgenehmigung“, wird angekündigt. Laut Polizei war bisher aber keine Versammlung der Initiative angemeldet.
Der Bezirk hatte zuletzt mitgeteilt, dass einem Einzug der Asylbewerber in die Schule nichts entgegenstehe. Insgesamt sollen einmal 200 Flüchtlinge in der Unterkunft unterkommen.
Flüchtlingsrat, Linke, Piraten und Jusos riefen am Montag zu einer „Willkommenskundgebung“ ab 12 Uhr in der Nähe der Schule auf, am Vorplatz des U-Bahnhofs Cottbusser Platz. Man wolle die Flüchtlinge unterstützen, heißt es in einem Aufruf, und „schnell auf rassistische Aktionen reagieren können“. Laut der örtlichen Antifa hätten Mitglieder der Bürgerinitiative bereits Sonntagabend eine Art „Nachtwache“ in der Nähe der Schule gehalten.
Zu Montagabend, 18 Uhr, hat der Bezirk direkte Anwohner zu einer Informationsveranstaltung über die Notunterkunft ins Rathaus Hellersdorf eingeladen. Das Gespräch ist nicht öffentlich, laut Bezirksamt wird der Zugang nur mit einer persönlichen Einladung möglich sein.
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