: Asyl für Tyrannenmörder
■ Weigerung Zimmermanns, Chilenen Asyl zu gewähren
Ein Präsident des Volksgerichsthofs Freisler hätte jedem Staat eindeutiges Beweismaterial vorlegen können, das den Hitlerattentäter Stauffenberg zum Terroristen macht. Gewaltanwendung gegen eine Diktatur kann kein Grund sein, von der Hinrichtung bedrohten Chilenen die Einreise zu verweigern. Unter Folter erpreßte Geständnisse sind nicht der alleinige Grund für ihre Aufnahme. Die Bundesregierung müßte sich schon deshalb für das Leben dieser Menschen einsetzen. Aber es geht nicht nur um das Prinzip der Unschuldsvermutung und die Ablehnung der Todesstrafe. Ein Unterstützer des Attentats auf den Militärgouverneur von Santiago macht von seinem Widerstandsrecht Gebrauch und muß das mit seinem Gewissen vereinbaren, nicht mit Zimmermann. Wie kann ein Innenminister unterstellen, daß jemand, dem die demokratischen Rechte durch einen blutigen Putsch geraubt wurden, in einer Demokratie zum Sicherheitsrisiko wird. Stellen nicht die, die die Demokratie in Chile durch Mord, Verschleppung und Folter zerstörten und jetzt in Generalsuniformen zu den Waffenschmieden Europas tingeln, die eigentliche Bedrohung für Sicherheit und Freiheit dar? Waren sie nicht an dem Mordkomplott gegen den gewählten Präsidenten Allende beteiligt? In der Vorstellung Zimmermanns existieren Demokratie und Diktatur offenbar sowenig wie Militärherrschaft und Widerstandsrecht. Für die CSU scheint es nur Staatsführung und Unterordnung zu geben. Ein bekanntes deutsches Leiden. Kuno Kruse
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen