Asiatische Wälder: China will den Kahlschlag beenden
Umweltschützer machen China für den Raubbau an den asiatischen Wäldern verantwortlich. Nun verpflichtet Peking seine Holzwirtschaft auf Nachhaltigkeit.
PEKING taz Chinas Firmen sollen nicht am Kahlschlag in anderen Ländern schuld sein. Deshalb haben die Staatliche Forstbehörde und das Handelsministerium in Peking erstmalig Richtlinien für Forstunternehmen verabschiedet, die im Ausland tätig sind. "Diese Maßnahme soll die Firmen dazu anleiten, Ländern oder Regionen zu helfen, die Schwierigkeiten mit der Wiederaufforstung haben", sagte der Chef der Forstbehörde, Jia Zhibang. Neben dem illegalen Schlagen von Bäumen ist den Unternehmen laut den Richtlinien auch untersagt, ursprüngliche Wälder zu roden, um dort Plantagen anzulegen.
Am Mittwoch wird in München das deutsch-chinesische Forstabkommen von Gerd Müller, Parlamentarischem Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und Zhang Jianlong, Vizeadministrator der chinesischen Staatsforstverwaltung, unterzeichnet. Deutschland möchte China dadurch als Verbündeten für sich gewinnen, um auf internationaler Ebene gegen illegalen Holzeinschlag vorzugehen. Zusätzlich soll die Kooperation für China einen Anreiz liefern, das Holz zu zertifizieren, damit die Wälder sachgerecht und nachhaltig bewirtschaftet werden. Für 2008 ist bereits ein Symposium zum Thema Waldbrand geplant, um Informationen über Waldbrandverhütung und -bekämpfung sowie Maßnahmen zum Wiederaufbau der Wälder auszutauschen. LA
China wird seit Jahren von Umweltschützern für den Raubbau an Asiens Regenwäldern verantwortlich gemacht. China ist weltweit der größte Importeur von Tropenholz. In den letzten zehn Jahren ist Chinas Holzhunger um 70 Prozent gestiegen und der Wert der Importe hat sich verdreifacht. Zugleich ist das Reich der Mitte Drehscheibe für den Weitertransport der exotischen Hölzer in die Vereinigten Staaten und nach Europa. Laut der Organisation Global Witness ist die Volksrepublik Zielland der Hälfte der Holzexporte aus den Papua-Neuguinea, Birma und Indonesien.
Chinas Interesse an ausländischem Holz geht auf ein eigenes Abholzungsverbot aus dem Jahr 1998 zurück. Nach der damaligen Jahrhundertflut hatte die Führung in Peking das aggressive Fällen von Bäumen als Hauptursache identifiziert. Mit den "Richtlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung von Übersee-Wäldern", wie die Verfügung offiziell heißt, macht die Obrigkeit den Versuch, eine widersprüchliche Holzpolitik zu beenden, die das Inland schont und das Ausland verwüstet. Vergangene Woche vermeldete die Regierung stolz, seit 1999 seien bereits 24 Millionen Hektar Ackerland wieder aufgeforstet worden. Für 2010 haben die staatlichen Planer das Ziel ausgegeben, dass 20 Prozent der Fläche Chinas bewaldet sein soll. Die eigenen Anstrengungen bei der Wiederaufforstung dienen Peking als Begründung seiner Klimaschutzpolitik.
Laut des jüngsten Waldberichts der Vereinten Nationen sind die Wälder der Erde in den vergangenen 15 Jahren um 120 Millionen Hektar geschrumpft, das ist mehr als die dreifache Fläche Deutschlands. In Asien ist die Rodung der Urwälder auch mit der steigenden Nachfrage an Agro-Kraftstoffen in den westlichen Ländern verbunden. Der Erlös aus dem Verkauf exotischer Hölzer wird häufig reinvestiert, um Plantagen für die Palmölgewinnung anzulegen. Allein der südostasiatische Inselstaat Indonesien hat durch durch die Nachfrage an Holz, Papier und Palmöl schon rund 72 Prozent seiner Urwälder verloren, wie im Mai die Umweltschutzorganisation Greenpeace berechnet hatte.
Chinas Holzunternehmen sind im Ausland außer in Südost-Asien vor allem in Brasilien und in Afrika tätig. Im Juni hatten deutsche Förster Alarm geschlagen, weil sie fürchteten, dass die Volksrepublik ihren Holzhunger nun auch in hiesigen Wäldern stillen wolle. Anzeichen dafür gibt es bislang allerdings kaum. Laut Chinas Chefförster Jia Zhibang gilt nun für die Holzwirtschaft ohnehin die Devise, die Lebensbedingungen unter den Bewohnern im Ausland zu verbessern.
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