Holzwirtschaft: Illegales Tropenholz weiterhin im Handel

Die deutschen Holzhändler wollen Legalität und Nachhaltigkeit fördern - durch Selbstverpflichtung. Verbindliche Regeln bleiben aus.

Heute kongelesischer Regenwald. Morgen vielleicht schon europäische Gartenmöbel. Bild: dpa

Wird für meinen Gartenstuhl der Regenwald abgeholzt? Das fragt sich mancher beim Möbelkauf: Wurde der Rohstoff mit staatlicher Genehmigung gefällt oder stammt er aus zweifelhaften Quellen? Die deutschen Holzhändler wollen nun illegale Rodungen verhindern und die Kunden besser informieren.

Mit einem Verhaltenskodex will der "Gesamtverband Deutscher Holzhandel" Legalität von importiertem Holz verbessern. Der Kodex ermahnt die deutschen Holzhändler in dreierlei Hinsicht: Sie sollen Washingtoner Artenschutzabkommens folgen, das den Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen verbietet und ohnehin vom deutschen Zoll überprüft wird. Sie sollen zweitens die "Embargo-Empfehlungen" von UNO und Europäischer Union beachten - bindende Regeln, die ebenfalls bereits vom Zoll überwacht werden. Und sie sollen drittens den Handel mit illegal geschlagenem Holz verhindern.

Mehrere deutsche Händler engagieren sich schon länger für höhere Transparenz, die prominentesten sind Obi und Espen. "Einige Mitgliedsfirmen" des Verbandes leisteten aber "deutlichen Widerstand", wie die Fachzeitschrift "Holz-Zentralblatt" schreibt. Sie fürchten, durch die Bekanntgabe der Zulieferer wichtige Importquellen zu verlieren. Außerdem schieben sie den Zwischenhändlern einen Teil der Schuld zu: Aus Angst, künftig in der Lieferkette übersprungen zu werden,würden sie ihre Quellen geheim halten. Der Holzverband formulierte seinen Kodex bereits vor zwei Jahren. Wegen der Meinungsverschiedenheiten konnten er aber erst Mitte Juni verabschiedet werden.

Mehr Transparenz ist dringend notwendig, wie Einschätzungen zeigen: dem World Wide Fund for Nature WWF zufolge werden über die Hälfte aller Tropenholzimporte in die EU illegal geschlagen. In Indonesien würden über 70 Prozent der Hölzer unerlaubt gefällt, in Brasilien seien es über 60 Prozent. Bisher haben die Importe von illegal geschlagenem Holz in Deutschland keine rechtliche Konsequenzen. Das Urwaldschutzgesetz der Grünen scheiterte vor einem Jahr im Bundestag. Auch auf EU-Ebene gelten bisher keine verbindlichen Regeln für den Herkunftsnachweis.

Was der Holzverband in seinem Kodex als "wegweisenden Beschluss" bezeichnet, ist laut Johannes Zahnen, dem Holzexperten beim WWF, bedeutungslos. "Dem Papier fehlt der Inhalt". Zwar steht im Kodex geschrieben, dass die Mitglieder des Holzverbandes den Handel mit illegal geschlagenem Holz ausschliessen. Wie das aber garantiert werden soll, bleibt vage: Die Händler werden lediglich aufgefordert ihre Lieferanten nach der Herkunft zu fragen und sie zu Legalitätsnachweisen zu motivieren.

Der WWF fordert den Holzverband und ihre Mitglieder dehalb zu verbindlichen Regeln auf. Die Holzhändler müssten dazu verpflichtet werden,die Kette ihrer Zulieferer offenzulegen. Nur so könnten illegale Holzschläge verhindert werden. Die beste Lösung wäre Zahnen zufolge ein unabhängiges Gütesiegel. Ein solches vergibt der Forest Stewardship Council (FSC), indem er Holzprodukte kennzeichnet, die nachhaltigen Kriterien und den Gesetzen des Herkunftslandes entsprechen. Vom Wald bis zum Endverbraucher wird jede Stufe des Handels und der Verarbeitung kontrolliert. Schwarz, Vorstandsmitglied der Holzverband möchte die Entscheidung aber jeder Firma selbst überlassen: "Wir haben Geschäftsgeheimnisse wie in jeder anderen Branche auch. Woher das Holz kommt, kann man mit einem Test leicht überprüfen." Nicht überprüfen kann man allerdings, ob legal gerodet wurde oder nicht. Von den rund 1000 Mitgliedern des Holzverbandes sind nur etwa 50 mit dem FSC-Siegel zertifiziert.

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