Als Kollektiv und selbst verwaltetes Unternehmen neigt die taz nicht zu persönlichen Ehrungen: keine Büste im Treppenhaus, keine Porträts mit silbergrauen Schöpfen im Konferenzraum und keine Verstorbenen im Briefkopf. Ein paar Fotos aus der Geschichte der Zeitung und der Genossenschaft hängen im 1. Stock, wo man sich zu Besprechungen trifft, aber da ist die Auswahl eher zufällig und stimmungsvoll und an den Rändern durchlässig: hier Gretchen Dutschke auf der Hollywoodschaukel im alten taz-Garten im Gespräch, dort Christian Ströbele am Rande eines Plenums, inmitten von tazlern der dritten oder vierten Stunde … Für große Frauen und Männer nach dem Konzern- und Kubaprinzip gab es in der wechselvollen Geschichte der taz zu wenig Andacht und Geduld, und außerdem müsste es dafür ja auch eine Instanz im Hause geben, die für die interne Geschichtsschreibung verantwortlich zeichnet, also eine Kontinuität. Und die gibt es tatsächlich: Es ist die Geschäftsführung mit Namen Karl-Heinz Ruch, zuständig für die Finanzen seit Gründung des Kollektivs, und in gleicher Weise (mit-)gründend tätig für die taz- Genossenschaft und die taz Panter Stiftung. Seit Beginn aller taz-Tage am Platz, die Kontinuität in Person – aber eher desinteressiert an Personenkult. Insofern ist es von paradoxem Charme, dass nun ausgerechnet er, zu seinem 60. Geburtstag am Montag, 24. Februar 2014, mit zwei Doppelseiten in der taz geehrt wird – wie noch nie ein tätiges Mitglied dieses Unternehmens. Es muss wohl sein, befanden die ehemaligen ChefredakteurInnen der taz, die hier alle gratulieren.
GRÜNE Energiewende? Steuergerechtigkeit? Kurz vor der Wahl interessiert das grüne Programm kaum noch. Dass sie vor Jahrzehnten die Legalisierung von Sex mit Kindern gefordert hat, bestimmt die Schlagzeilen über die Partei
Beim Thema Pädophilie klagen Grüne durchaus mit Recht, hier werde ein altes Thema neu instrumentalisiert. Deshalb hätten sie längst für Transparenz sorgen sollen.
DEUTSCHLAND Vor 20 Jahren starb Petra Kelly – das Ende einer Ikone der sozialen Bewegungen und der Grünen. Vor 30 Jahren begann die Kanzlerschaft Helmut Kohls – der Beginn einer bleiernen Zeit. Doch waren Kelly und Kohl wirklich so unterschiedliche Politiker? Beide verband der Wille zum Aufbau Europas jenseits nationaler Egoismen
ROSTOCK-LICHTENHAGEN 20 Jahre nach dem Pogrom fordert Bundespräsident Joachim Gauck Zivilcourage und einen wehrhaften Staat: „Demokratie darf sich das Gewaltmonopol nicht aus der Hand nehmen lassen“, sagt er
In seiner Gedenkrede an das Pogrom von 1992 vermeidet es Bundespräsident Gauck, konkrete Verbindungen zur Gegenwart zu ziehen. Und in der FAZ werden Täter zu Opfer.
POGROM Im August 1992 belagerte ein rechter Mob vier Tage lang ein Flüchtlingsheim in Rostock-Lichten- hagen. 20 Jahre später reagieren Anwohner auf Nachfragen genervt ➤ Der Asylstreit SEITE 3 ➤ Lichtenhagen heute SEITE 4, 5 ➤ Ein Vietnamese erzählt SEITE 14
Das Urteil gegen Verena Becker lässt Ratlosigkeit zurück. Den Ex-Mitgliedern der RAF mangelt es wie dem Staat an einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
PARTEIEN Oskar Lafontaine verdammt die heutige Sozialdemokratie und nimmt sich mit Willy Brandt die gestrige zum Vorbild. Nur regieren möchten die Linken eher nicht
50 JAHRE MAUERBAU Die Linken, Westberlin und die Mauer: Wie der „antifaschistische Schutzwall“ dafür sorgte, dass sich in der Mauerstadt eine Alternativbewegung etablierte, der Mauer und DDR herzlich egal waren. Und noch viele weitere Geschichten in der SONNTAZ ZUM MAUERBAU ➤ SEITE 11, 20–29
PROTEST Vor 20 Jahren eskaliert im Osten Berlins die Konfrontation zwischen Hausbesetzern und Polizei. Die Räumung der Mainzer Straße in Friedrichshain ist ein Einsatz, wie es ihn nie zuvor in der BRD gab. Er bedeutet das Ende des ersten rot-grünen Projekts der Hauptstadt ➤ sonntaz SEITE 16, 17
Nachdem immer mehr Menschen die negativen Folgen des Privatisierungswahns zu spüren bekommen, steigt die Wertschätzung für öffentliches Eigentum wieder an.