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Dass die Angehörigen Aufklärung über die Umstände der RAF-morde erwarten, ist sehr verständlich.
Bei der RAF handelt es sich jedoch um nichts weiter als einen völlig verlorenen Haufen von Mördern, der sich in eine Bedeutung halluziniert hat, die es in der Realität nie gab.
Mit einer Ausnahme:
Die Selektion von Entebbe, die von dem RAF-Ableger der Revolutionären Zellen durchgeführt wurde. Diese Aufarbeitung geht jedoch noch weiter in die deutsche Vergangenheit zurück.
Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Entebbe
Für eine Täter-Opfer-Umkehr fehlt Herrn Strohschneider offenbar noch die Traute. Deshalb greift er zum Stilmittel der Gleichsetzung. Am Ausgang des Deutschen Herbstes ändert dieser peinliche Kommentar gottlob nichts: Die Demokratie hat gewonnen, die RAF hat verloren. Und darauf kommts an.
In allem Respekt gegenüber sämtlichen Beteiligten.
Man kann auch los lassen.
Jeder erwartet, dass die Gegenseite etwas Bestimmtes tut. Wenn das nicht geschieht, sind angeblich Chancen vertan. So machen sich alle weiter abhängig.
Fast jedem Menschen geschieht im Laufe des Lebens himmelschreiendes Unrecht. Um die meisten schert sich niemand.
Die RAF hat absolut zu verachtende Mittel und Aktionen zu verantworten. Aber ihre inhaltliche Kritik am Establishment war und ist berechtigt.
Dieses hat u. a. durch die RAF gelernt, sich noch perfider abzusichern.
Menschen, die Angehörige verloren haben, sind von einem schweren Schicksal gezeichnet.
Aber es hilft ihnen nicht, den Verlust zu verarbeiten, wenn sie sich ein Leben lang von den Aktionen oder nicht Aktionen anderer abhängig machen. Mit Verlaub, in allem Respekt!
Und was die Geheimdienste drauf haben, wird ja z.Zt. "a bisserl" aufgedeckt. Es wird nur so getan als ob.
Ich kann in Frieden Abschied nehmen, auch unabhängig davon, was die Gegenseite macht.
Vor allem dann, wenn absolut kein Interesse an der Wahrheit vorhanden ist. Da sind sicher schon Hunderttausende Akten vernichtet worden. Das weiß jeder, der es wissen will.
Ich wünsche den Angehörigen von Herzen alles Gute.
Nach dem Schuss eines Reichsbürgers auf einen Polizisten wird über Waffenbesitz diskutiert. Um für Sicherheit zu sorgen, ist Kreativität gefragt.
Kommentar Verena Becker: Ein Prozess und eine vertane Chance
Das Urteil gegen Verena Becker lässt Ratlosigkeit zurück. Den Ex-Mitgliedern der RAF mangelt es wie dem Staat an einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Vier Jahre Haft, von denen zweieinhalb als verbüßt gelten – das Urteil über Verena Becker lässt Ratlosigkeit zurück. Nicht wegen juristischer Details, des Werts von Beweisen oder wegen des Strafmaßes. Unbehagen stellt sich vielmehr ein, weil sich im Umfeld dieses Verfahrens 35 Jahre nach dem Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback zeigte, woran es fehlt: an einer wirklichen Aufarbeitung des Deutschen Herbstes.
Das liegt einerseits an den früheren Mitgliedern der RAF. Nach dem zu späten Eingeständnis ihres politischen Scheiterns haben sie den nächsten Schritt bis heute nicht gewagt – nämlich auch jenes Detailwissen preiszugeben, das den Angehörigen der Opfer bei der Bewältigung ihrer Trauer eine späte Hilfe hätte sein können.
Dies den angeklagten Exmitgliedern der RAF verächtlich vorzuhalten („Omertà!“), ist jedoch billig. Denn erstens haben sie das Recht, zu schweigen. Dass sie sich auf diese Weise schützen wollen, ist für die Aufarbeitung ein Dilemma. Aber zweitens mangelt es auch dem Staat und seinen Lautsprechern in den Medien an Bereitschaft, sich mit ihrer Rolle in der Eskalation auseinanderzusetzen.
Dabei geht es nicht nur um den möglichen Beitrag von Geheimdiensten, die im Prozess gegen Becker eine Rolle spielten. Es geht um mehr: Die Regierung hat Sondergesetze erlassen, das Land mit Polizeimaßnahmen überzogen, die, begleitet von medialer Mobilmachung, auch Opfer forderten; sie hat Sonderhaftbedingungen durchgesetzt und mit dem Paragrafen 129a ein Instrument geschaffen, das bis heute zur Ausforschung von Linken genutzt wird.
Damals, in den 1970ern, nannte man das eine „maßgeschneiderte Antwort auf den Terrorismus“. Die Politik freilich wurde mit ihrem „Kampf“ dem Bild, das die RAF von ihr malte, nur ähnlicher. Dass sich Regierungen und Sicherheitsbehörden dies bis heute nicht eingestehen wollen, blockiert die Aufarbeitung mindestens ebenso wie das Schweigen der RAFler.
Was nötig wäre? Mut, Selbstkritik und, ja auch das: wenigstens ein Gramm Verständnis für die andere Seite. Denn Aufarbeitung braucht die Geste des Stärkeren, zu dem dieser erst durch sein Nachgeben wird. Ein Prozess wie jener gegen Becker mag dafür nicht der Ort sein – aber er hätte den Anlass dazu bieten können. Hätte. Der Staat, die Medien und das, was von der RAF übrig geblieben ist – sie haben eine Chance vertan.
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Kommentar von
Tom Strohschneider
Harald Welzer über das „Ernst machen“
„Das ist doch alles fuck“
Das 1,5 Grad-Ziel sei nicht mehr zu erreichen, die Politik versage und die Aktivist:innen seien unpolitisch, sagt Harald Welzer.