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Artikel: „Authentizität? Gerne, nur nicht so viel“Richtigstellung

I n dem Artikel „Authentizität? Gerne, nur nicht so viel“ vom 10.8.2015 zitierten wir Frau Jutta Pagel-Steidl. Wir haben geschrieben: „“Für mich belegen Frau Lierhaus´ Aussagen, dass sie ihre jetzige Lebenssituation nicht annimmt, sondern einem immer währenden Vorher-Nacher-Vergleich unterwirft“ sagt Pagel-Steidel und weiter: „Sie ist ja immer noch eine fähige, attraktive Frau und Journalistin. Wenn sie nicht mehr vor der Kamera stehen kann, dann soll sie eben schreiben.““

Hierzu stellen wir richtig: Frau Jutta Pagel-Steidl hat diese Äußerungen nicht getätigt, sondern Ilja Seifert, der Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbands in Deutschland.

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4 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Dem Fazit von Cigdem Akyol stimme ich zu - ohne Vorbehalt. Monica Lierhaus und Samuel Koch stehen AUSSCHLIESSLICH für sich selbst und ihr eigenes Leben bzw. das, was davon noch übrig geblieben ist. Wer etwas anderes behauptet, hat nichts, aber auch gar nichts begriffen.

     

    Die unerträglichen Kommentare der Behindertenfunktionäre zeigen, dass diese am persönlichen Schicksal von Lierhaus nicht die Bohne interessiert sind. Ob sich L. an ihrem Leben erfreut oder aber daran leidet, wird völlig ignoriert. Für sie zählt einzig und allein Lierhaus' VERWENDUNG für eigene, egoistische Zwecke. Eine Instrumentalisierung der übelsten Sorte!

     

    Ich kann Monica Lierhaus nicht nur verstehen, sondern fühle mit ihr, wie schmerzhaft und einsam behindertes Leben in einem kalten Land wie unserem ist. Nicht nur (aber auch), weil ich ebenfalls behindert werde.

     

    Verklärt mit der neuen Religion der so genannten Selbstoptimierung, einer verinnerlichten Form von Selbstanklage und Selbstkasteiung, werden Abweichler von diesem Weg wie bei jeder Ideologie gnadenlos bekämpft.

     

    Wo als oberste Prämisse das Gebot der Nützlichkeit herrscht, ist die erste Stufe zur Euthanasie erklommen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis 'unnütze' Zeitgenossen wirkungsvoll aussortiert und zum Schweigen gebracht werden.

     

    Mitten im Hochsommer 2015 erfüllt mich ein Frösteln.

  • danke, gerade heute, wo man wieder an der taz und einigen Oberschlauen dort verzweifeln könnte, ist dies ein sehr wichtiger Artikel, der die Freiheit und das eigene Erleben der Situation verteidigt gegen die Besserwisser.

  • Was können wir tun, damit Behinderte sich und ihr Dasein nicht als Last empfinden? Cigdem Akyol stellt da eine gute Frage. Eine Frage, die sich niemand zu stellen bräuchte, würden alle Behinderten dem guten Rat der Jutta Pagel-Steidl folgen.

     

    Würden alle, die unter einem Handicap zu leiden haben, ihre "Lebenssituation" ohne jede Klage annehmen, so tun, als wäre alles wunderbar und ihre Probleme nicht der Rede wert, wären die Verbandsfunktionäre fein raus. Sie bräuchten dann nämlich niemandem mehr auf die sorgsam manikürten Füße zu treten im Kampf um knappe Ressourcen oder mediale Aufmerksamkeit. Sie bräuchten weder die eigenen noch die Nerven fremder Leute strapazieren. Wenn die Behindertenfunktionäre von Amtswegen definieren dürfen, was ein Mensch verkraftet und was nicht, dann könnten sie die großartige Rolle ihrer eigenen Bedeutung endlich in aller Seelenruhe ausschließlich genießen. Und wenn sie davon irgendwann genug haben, dann bezahlen sie einen Ghostwriter dafür, dass er ihre anrührende Story in Buchform auf einen übersatten Markt bringt. Dann, endlich, wären die Verbandsfunktionäre der Behindertenverbände da angekommen, wo die nichtbehinderten Funktionäre anderer Verbände, viele Politiker und überhaupt die meisten Leute hierzulande schon ziemlich lange sind: ganz bei sich selbst. Mehr Authentizität geht kaum, möchte ich meinen. Nur eins ist schade. Dass dann nämlich jene Fragen, die uns Menschen erst zu Menschen machen, überhaupt nicht mehr gestellt werden an offizieller Stelle.

     

    Nein, es ist keineswegs "egal", ob Monica Lierhaus lebt oder nicht. Der OP, der sie all das verdankt, was ihr nun nicht "erspart geblieben" ist, haben auch wir Anderen etwas zu verdanken. Ich meinen damit nicht einen peinlichen Auftritt in einer albernen TV-Sendung. Ich meine die Erinnerung daran, was wir alle auch sein sollten neben all den Rollen, die wir innehaben: echte Menschen nämlich, nicht bloß Instant-Emotions-Konsumenten.

  • Ja. Die Realität paßt halt nicht so in die idologisierte Schönwelt derer, die mit emotional manipulativer Werbung Knete für den Profitapparat ihrer "Hilfsorganisationen" saugen müssen.