Artenschutz: Schillerlocke, adé!
Umweltschüzer wollen den Verkauf von Fischen stoppen, die zu den Top Ten der bedrohten Arten gehören. Dazu gehört auch der Dornhai, aus den man Schillerlocken macht.
Die Speisekarte wird kürzer, die Schillerlocke soll gestrichen werden. Denn: Hinter dem beliebten Gericht verstecken sich die geräucherten Bauchlappen des Dornhais. Und dieser Hai - schlank, mit kurzer, spitzer Schnauze - gehört zu den "zehn Arten, die am stärksten vom weltweiten Handel bedroht sind". Das hat jetzt die Umweltstiftung WWF erklärt - und ein Verkaufsverbot gefordert.
Ob es dazu kommen wird, entscheidet sich in zwei Wochen. Am 3. Juni beginnt im niederländischen Den Haag die 14. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen Cites. Zwölf Tage lang streiten Delegierte aus 171 Staaten, welche Tiere und Pflanzen durch Auflagen beim weltweiten Handel vorm Aussterben geschützt werden sollen.
Für den WWF-Experten Volker Homes ist bereits klar: "Artenschutz ist keine Nische mehr für exotische Großtiere." Das ist neu. Seit 1973 regelt das Cites-Abkommen das Geschäft mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Und bislang ging es dabei vor allem um Tiger, Elefanten oder Nashörner, die vor Trophäenjägern geschützt werden müssen. "Mittlerweile werden weniger charismatische, dafür appetitliche Spezies rar", sagt Homes. Und meint damit Fische.
Der Dornhai ist laut WWF nämlich nicht der einzige Fisch in den Top Ten. Der europäische Flussaal ist genauso in Gefahr - und auf dem Rückzug. Die europäischen Fischer merken das längst. Früher gingen ihnen jedes Jahr mehr als 30.000 Tonnen der Delikatesse ins Netz, heute sind es nicht einmal 10.000. Zudem macht sich der Heringshai rar. Er heißt "See-Stör" oder "Kalbsfisch", wenn er in Deutschland auf dem Teller landet.
Ebenfalls schwer gefährdet: der Sägefisch. Er ist als Speise beliebt, wird aber ebenso oft lebend gehandelt - für Aquarien. Und noch ein Meeresbewohner ist bedroht: die Rote Koralle aus dem Mittelmeer. Sie ist als Schmuck begehrt. Inzwischen gibt es nur noch kleine Kolonien. Nachwuchs ist selten. Homes sagt: "Kaum einer weiß, dass diese Tiere stark bedroht sind." Derzeit werden sie international nicht geschützt.
Nur - wirkt Schutz überhaupt? Der Handel mit Großtieren ist längst eingeschränkt. Und trotzdem zählt der WWF auch Tiger, Asiatische Nashörner, Tibetantilopen, Menschenaffen und afrikanische Elefanten zu den bedrohten Top Ten. "Fortschritte im Artenschutz sind schwer", so Homes. Etwas habe er aber gebracht: "Die Tiere sind nicht ausgestorben."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Desaströse Lage in der Ukraine
Kyjiws Wunschzettel bleibt im dritten Kriegswinter unerfüllt