Arte-Serie „Follow The Money“: Crime gegen Quarantäne-Koller
Eine Bankerin, ein Polizist und ein Dealer: Drei kühle und emotional gehemmte Hauptfiguren folgen in der dritten Staffel „Follow The Money“ dem Geld.
Eine Serie, die „Follow the Money“ heißt, beweist schon mal Chuzpe. Es ist nämlich ein filmhistorischer Satz. Es ist der entscheidende Tipp, den der Whistleblower „Deep Throat“ dem Reporter Bob Woodward (alias Robert Redford) in „Die Unbestechlichen“ (1976) gibt, auf dass dieser die Watergate-Affäre aufkläre. Regisseur Martin Scorsese hat ihn zwanzig Jahre später beim Wort genommen und seinen Film „Casino“ mit einer Sequenz begonnen, in der er die Kamera dem Fluss des Geldes in Sam Rothsteins (alias Robert De Niros) Casino folgen lässt.
Zweieinhalb Jahrzehnte später: Kopenhagen. Zwei Typen treffen sich auf einer Brücke und sprechen nur mit vorgehaltener Hand: „Ich brauche 120 Kilo zusätzlich“, sagt der eine. Es geht um einen Deal mit Marihuana. „Aber er soll das nächste Mal nicht im fetten Mercedes kommen“, sagt der andere. Nächste Szene: Der, der keine dicken deutschen Autos mag, fährt auf ein anderes Auto, einen Citroën zu, öffnet die Heckscheibe. Der Fahrer des Citroën wirft ihm eine Papiertüte ins Auto, sagt: „900.000“. Der Empfänger nimmt eine SIM-Karte aus der Verpackung, legt sie in sein Handy, verschickt eine Nachricht: „120 T-Shirts extra“. Wartet die Antwort – „Ok“ – ab. Nimmt die SIM-Karte aus dem Handy, zerbricht sie, wirft sie aus dem Autofenster.
Nächste Einstellung, neuer Ort. Unter Schwarzlicht prüft er jeden Schein aus der Papiertüte. Er packt das Geld wieder ein und öffnet die mehrfach gesicherte Tür. Es ist das Hinterzimmer einer Saftbar. Zu Fuß geht er mit dem Umschlag in der Hand durch die Straßen, betritt ein Souterrain-Büro in einem Hinterhof. Der alte Mann, der ihn eingelassen hat, will den Umschlag eigentlich nicht annehmen. Es ist zu viel Geld. Die größere Komplikation ist nämlich nicht die Geldübergabe, sondern die Geldwäsche.
Die drei Hauptfiguren dieser dritten Staffel sind kühle, emotional gehemmte Kopfmenschen: der Dealer, Nicky, der an Gangstern auch keine verräterischen Protzuhren sehen will; sein Antipode bei der Polizei, Alf, der nachts nicht schlafen kann; die Bankerin, Anna, die bei der Beförderung übergangen wurde, der sie eine Jüngere vor die Nase gesetzt haben.
Es wundert nicht, wenn man erfährt, dass der Creator, Jeppe Gjervig Gram, schon an „Borgen“ mitgeschrieben hat, jener dänischen Erfolgsserie, über die die Washington Post geschrieben hat, sie sei „die beste Fernsehserie aller Zeiten über Politik“. Die Washington Post ist übrigens die Zeitung, in deren Auftrag sich Bob Woodward einst mit „Deep Throat“ traf, der ihm den entscheidenden Tipp gab.