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Armenier ignorieren Waffenstillstand und UNO

■ Aserbaidschan meldet Fall einer weiteren Stadt und erhält Unterstützung vom Iran

Moskau/New York (AFP/dpa/taz) – Der internationale Druck wächst, doch die armenischen Streitkräfte in Aserbaidschan rücken offenbar weiter vor. In der Nacht zum Donnerstag, so die aserbaidschanische Nachrichtenagentur, fiel die Stadt Dschebrajl, die zwischen der Enklave Berg-Karabach und der Grenze zum Iran liegt. Die Armenier von Berg-Karabach dementierten dies jedoch: Armenische Truppen hätten kurz vor Inkrafttreten eines Waffenstillstands einen Kilometer vor dem Stadtzentrum Dschebrajls gestanden, sagte ein Kommandeur, hätten jedoch die Anweisung erhalten, nicht in diese Stadt und auch nicht in das „völlig eingekesselte“ Fisuli einzurücken.

Erst am Mittwoch war ein fünftägiger Waffenstillstand vereinbart worden, und der UN-Sicherheitsrat stellte sich hinter Aserbaidschan: Er bestätigte einstimmig – also mit Zustimmung Rußlands – die „Souveränität und territoriale Integrität“ Aserbaidschans sowie die Unverletzlichkeit seiner Grenzen und forderte die armenischen Einheiten auf, sich „umgehend, vollständig und bedingungslos“ aus Fisuli und den Bezirken Kelbadschar und Agdam zurückzuziehen. Die UNO sei bereit, Maßnahmen zur Durchsetzung der bisherigen Resolutionen zu beschließen, hieß es weiter. In den Resolutionen 822 und 853 hatte die Weltorganisation die Angriffe der Armenier auf die westaserbaidschanischen Gebiete um Kelbadschar verurteilt. Auch der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati versicherte Aserbaidschan unterdessen seine volle Unterstützung. Der Iran werde keine Grenzveränderung in der Region akzeptieren. Damit rückte Iran erstmals von seiner neutralen Position der vergangenen Jahre ab.

Die armenischen Truppen versuchen offenbar, die Region zwischen Berg-Karabach, Iran und Armenien, in der mehr als 250.000 Menschen leben, ganz unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach UNO-Angaben sind 30.000 bis 50.000 Menschen aus der umkämpften Stadt Fisuli in Richtung Iran geflohen.

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