: Arena-Partei auf dem Vormarsch
■ Am Sonntag finden in El Salvador Präsidentschaftswahlen statt / Guerilla FMLN hat bereits Sabotageaktionen angekündigt / Rechtsextreme Arena-Partei liegt nach Meinungsumfragen vorn
San Salvador (dpa) - Zum zweiten Mal wird am kommenden Sonntag in El Salvador unter Bürgerkriegsbedingungen ein neuer Präsident gewählt. Eine freie und demokratische Wahl ist nicht zu erwarten, da die Lage in dem mittelamerikanischen Kleinstaat umstrittener und unsicherer ist als je zuvor. Die ultrarechte nationalistische Arena -Partei, die Verbindungen zu den Todesschwadronene hat, liegt laut Meinungsumfragen gegenwärtig in Führung.
Zur Wahl stellt sich auch die linke Parteienkoalition, die weitgehend die politischen Anliegen der Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) vertritt. Die Guerilla hatte die Unterstützung des Koalitionskandidaten Manuel Guillermo Ungo für den Fall freier und fairer Wahlen angekündigt. Dieser sitzt jetzt zwischen allen Stühlen; denn die jüngste politische Initiative der Guerilla, durch Waffenstillstand und Verschiebung der Wahl zu einer Beendigung des Krieges zu gelangen, wurde von der Regierung nicht akzeptiert, obwohl sich alle Parteien für weitere Verhandlungen aussprachen.
Durch den seit neun Jahren andauernden Bürgerkrieg und die Mordkommandos von Militär und rechtsextremen Todesschwadronen sind bisher über 70.000 Menschen ums Leben gekommen und eine Million in die Flucht getrieben worden. Ein militärischer Sieg ist weder für das Militär, das von den USA aufgerüstet und ausgebildet wurde, noch für die FMLN in Sicht. An den Strukturen der sozialen Ungerechtigkeit hat Präsident Jose Napoleon Duarte, der bei seinem Amtsantritt vor fünf Jahren eine Demokratisierung des Landes versprochen hatte, wenig geändert. Die Macht von Großgrundbesitzern und steinreichen Familien des Landes ist ungebrochen, während die Armut der übrigen Bevölkerung in diesen Jahren ins Unerträgliche gestiegen ist.
Die Guerilla hat in jüngster Zeit ihre Sabotageaktionen gegen Staatseinrichtungen und die Angriffe gegen Militärkasernen verschärft. Ein landesweiter Transportstreik soll am Donnerstag beginnen und die Präsidentenwahl sabotieren, die nach Einschätzung der Guerilla lediglich ein Unrechtsregime verschleiert. Inzwischen hat die Guerilla alle Wahlleiter und -helfer zum Rücktritt aufgefordert. In einem beträchtlichen Teil des Landes, wo die Befreiungsfront regiert, wird die Wahl ohnehin nicht stattfinden.
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