piwik no script img

Ardern-Nachfolge in NeuseelandLabour nominiert Chris Hipkins

Der ehemalige „Corona-Minister“ wird Neuseelands neuer Regierungschef. Justizministerin Allan geht leer aus. Die Opposition bekräftigt ihre Kritik.

Schon seit 14 Jahren als Abgeordneter im Parlament: Chris Hipkins Foto: Nick Perry/dpa

Auckland afp | Der frühere neuseeländische Minister für den Kampf gegen die Corona-Pandemie wird neuer Regierungschef des Landes. Die regierende Labour-Partei nominierte den 44-jährigen Chris Hipkins am Samstag als einzigen Kandidaten für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Jacinda Ardern an der Parteispitze. Seine Bestätigung bei einem Treffen der Parteiführung am Sonntag gilt als Formalie. Der Labour-Chef wird automatisch auch Premierminister. Ardern hatte am Donnerstag überraschend ihren Rücktritt angekündigt.

In einer ersten Reaktion auf seine Nominierung sagte Hipkins, er halte sich selbst für „ziemlich entscheidungsfreudig“ und könne „Dinge erledigen“. Die Aussicht auf seinen neuen Posten mache ihn „energiegeladen und enthusiastisch“. Auch mit Blick auf die Parlamentswahl im Oktober zeigte er sich optimistisch. In Umfragen liegt die Labour-Partei allerdings angesichts steigender Lebenshaltungskosten, Armut und hoher Kriminalitätsraten zurück.

Oppositionschef Chris Luxon von der konservativen National Party gratulierte Hipkins, bekräftigte aber zugleich seine grundsätzliche Kritik an der Labour-Regierung. Hipkins sei bislang wesentlicher Teil einer Regierung gewesen, „die dabei versagt hat, irgendwas zustande zu bekommen“, erklärte Luxon. Lediglich die Führung der Labour-Partei austauschen, sei „nicht genug für das neuseeländische Volk“.

Mit Hipkins' Nominierung erledigten sich die Spekulationen, dass mit Justizministerin Kiri Allan erstmals eine Vertreterin oder ein Vertreter des Volks der Maori an die Spitze der Regierung treten könnte. Allan lobte Hipkins als einen entschlossen agierenden Politiker und sagte voraus, dass er „ein unglaublich starker Premierminister“ sein werde.

Hipkins hatte für seinen fast zweijährigen Einsatz als Corona-Minister viel Lob geerntet. Das Land öffnete seine Grenzen erst im August vergangenen Jahres wieder vollständig. Derzeit ist Hipkins im Kabinett für die Ressorts Bildung und Polizei zuständig. Insgesamt sitzt er seit 14 Jahren im Parlament in Wellington.

Nach mehr als fünf Jahren an der Spitze der Regierung hatte Ardern am Donnerstag ihren Rücktritt bis spätestens 7. Februar erklärt. Die 42-Jährige gab zur Begründung an, ihr fehle die Kraft für weitere Jahre im Amt.

Ardern war 2017 zur Regierungschefin gewählt worden. Bei der Parlamentswahl im Oktober 2020 wurde sie im Amt bestätigt. Die charismatische Politikerin machte in all ihren Regierungsjahren vor allem durch ihr sensibles Krisenmanagement von sich reden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "In Umfragen liegt die Labour-Partei allerdings angesichts steigender Lebenshaltungskosten, Armut und hoher Kriminalitätsraten zurück."

    Labour liegt seit Frühjahr 2022 in jeder Umfrage gegenüber der National Party zurück. In der letzten Umfrage bevor Jacinda Ardern zurückgetreten ist, hatte Labour ein neues Allzeittief für diese Legislaturperiode erreicht, 31,7% zu 37,2%.

    www.nzherald.co.nz...5FYRMC2AGV5BVB4SQ/

    Das wären zur letzten Wahl Verluste von 18,3% für Labour. Hipkins müsste irgendein Wunder gelingen, um am 14. Oktober zu gewinnen.