: Homorechte in Europa
UNGLEICHHEIT 10 EU-Mitgliedsstaaten erlauben weder die gleichgeschlechtliche Ehe noch die eingetragene Lebenspartnerschaft. Ein Überblick
BERLIN taz/afp/dpa | Welche Rechte Homosexuelle in Europa haben, hängt immer noch stark vom Wohnort ab. In 10 von 28 Mitgliedsstaaten der EU haben homosexuelle Paare weder die Möglichkeit, zu heiraten, noch, eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen. Was sie Toleranz betrifft, ist ein deutliches Ost-West-Gefälle erkennbar.
Ende Mai hatte selbst das erzkatholische Land Irland per Referendum mit einer klaren Mehrheit für die Gleichstellung homosexueller Paare gestimmt. Damit ist Italien, das weder die Homo-Ehe noch eine eingetragene Partnerschaft vorsieht, unter den westlichen Staaten Europas zum Außenseiter geworden.
Allerdings stellen nur wenige westliche Mitgliedsstaaten die Rechte von Homosexuellen denen von Heteros komplett gleich – beispielsweise bezüglich des Steuer- und Adoptionsrecht gibt es weiterhin sehr große Unterschiede.
Deutschland ist ein solcher Fall. Hier gibt es zwar seit 2001 die Möglichkeit der eingetragenen Lebenspartnerschaft, jedoch bleibt es Schwulen und Lesben immer noch verwehrt, als Paar Kinder zu adoptieren oder die gleichen Steuervorteile zu genießen wie Heteros.
Doch die östlich gelegenen EU-Mitgliedsstaaten hinken in puncto Gleichberechtigung noch weiter hinterher. In Bulgarien, Estland, Griechenland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei und Zypern gibt es weder die Homo-Ehe noch eine eheähnliche Möglichkeit.
90 Prozent gegen Homoehe
In der Slowakei gab es am 8. Februar ähnlich wie in Irland ein Referendum zu Homorechten – jedoch mit entgegengesetztem Ziel: Es sollte die Homorechte dauerhaft beschneiden. Die „Allianz für die Familie“, die von der katholischen Kirche unterstützt wurde, wollte ein explizites Verbot der Homo-Ehe durchsetzen. Bei der Volksabstimmung gab es dann sogar eine Zustimmung von mehr als 90 Prozent – doch die Abstimmung scheiterte an der geringen Beteiligung. Nur 21,4 Prozent hatten ihre Stimme abgegeben, 50 Prozent wären jedoch erforderlich gewesen.
Dänemark hatte 1989 als weltweit erstes Land die eingetragene Lebenspartnerschaft eingeführt. Seit 2009 dürfen Schwule und Lesben dort auch Kinder adoptieren, und seit Juni 2012 ist dort die Homo-Ehe auch kirchlich erlaubt.
Was die Homo-Ehe betrifft, waren die Niederlande jedoch schneller: Sie hatten Homosexuellen – als weltweit erstes Land – die standesamtliche Ehe zugestanden. Seit 2001 genießen Schwule und Lesben dort die gleichen Rechte und Pflichten wie Heterosexuelle.
Luxemburg führte die Homo-Ehe erst im Juni 2014 ein. Regierungschef Xavier Bettel heiratete daraufhin im Mai dieses Jahres seinen Lebensgefährten.
In Portugal sind Homo-Ehen zwar seit Juni 2010 zulässig, aber Adoptionen weiterhin unzulässig.
Das finnische Parlament stimmte 2014 für die Einführung der Homo-Ehe. Dieses Gesetz soll jedoch erst 2017 in Kraft treten.
Erst am 17. Mai 1990 strich die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen