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Bürger unterwandern das FBI

KINO „1971“, ein Dokumentarfilm der US-amerikanischen Regisseurin Johanna Hamilton

„Das FBI ist so nah bei Ihnen wie das nächste Telefon.“ Mit diesem Satz warb J. Edgar Hoover, langjähriger, berühmt-berüchtigter Chef des FBI, um die Kooperation der amerikanischen Bevölkerung. Der Dokumentarfilm „1971“ der amerikanischen Regisseurin Johanna Hamilton zeigt, dass sich diese Idee auch umkehren ließ. Im Zentrum von „1971“ steht eine Gruppe von neun Aktivisten, die unter dem Eindruck der Repression gegenüber der Neuen Linken zu dem Schluss kommen, dass es von zentraler Bedeutung sei, das Ausmaß dieser Repression belegen zu können. Mit Hilfe eines Telefonbuchs sucht die Gruppe nach dem nächstgelegenen Büro des FBI und wird in Media, einem Vorort von Philadelphia, fündig. Im März 1971 bricht die Gruppe, die unter dem Namen „Citizens‘ Commission to Investigate the FBI“ bekannt werden sollte, in das FBI-Büro ein und leert die Aktenschränke.

Die gestohlenen Akten werden akribisch gesichtet, eine Auswahl davon wird an Zeitungen geschickt. Die Veröffentlichungen schlagen Wellen: Zum einen weil es unfassbar scheint, wie weit das FBI mit den Unterwanderungen, Zersetzungstaktiken und der Überwachung geht. Zum anderen, weil es dem FBI nicht gelingt, die Einbrecher zu identifizieren.

Hamiltons Film baut auf Recherchen der ehemaligen Washington-Post-Journalistin Betty Medsger auf und kombiniert Filmdokumente aus den 1970er Jahren, Reenactments und Interviews mit fünf Mitgliedern der Gruppe zu einer spannenden Auseinandersetzung mit einem wenig erzählten Kapitel des Widerstands gegen Überwachung. Die Aktion ist nicht getrennt von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, der feministischen Bewegung und dem Kampf gegen den Vietnamkrieg zu sehen.

Ein einzelnes Blatt Papier zieht die größten Folgen nach sich: eine Aktennotiz mit dem Vermerk „CONINTELPRO – New Left“. Auf hartnäckiges Drängen des Journalisten Carl Stern gibt ein US-Gericht schließlich über 50.000 Seiten Akten frei. Die Erkenntnisse aus diesen Akten und dem nachfolgenden Untersuchungausschuss des Senats waren noch sehr viel weitreichender als die aus dem Einbruch.

Eine große Stärke von „1971“ liegt in der Reflektiertheit der Protagonisten und dem offenen Benennen von Zweifeln und Konflikten, etwa wenn Bonnie Raines, der einzigen Frau der Gruppe, erzählt, dass sie bei Treffen der Gruppe bisweilen darauf reduziert wurde, Spaghetti mit Fleischbällchen zu kochen.FABIAN TIETKE

„1971“. Regie: Johanna Hamilton. Dokumentarfilm. USA 2014, 79 Min. Ab 18. Juni im Kino in der Brotfabrik

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