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Eltern machen’s selbst

KITA-STREIK In Braunschweig übernehmen heute Eltern die Betreuung ihrer Kleinen – die Stadt stellt ihnen dafür zunächst zwei Kindergärten. Die Gewerkschaft wundert’s

Angesichts des anhaltenden Streiks in den Kindertagesstätten können Eltern im niedersächsischen Braunschweig die Betreuung in den städtischen Kitas von heute an in Eigenregie organisieren. Wie die Stadtverwaltung am Freitag mitteilte, sei der Vorschlag, eigenverantwortlich in derzeit nicht genutzten Kitagebäuden Kleingruppen zu betreuen, von den Eltern gekommen, von der Stadt geprüft und positiv beschieden worden.

Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di stellt damit erstmals eine Stadt in Deutschland Eltern Kitas für die Betreuung zur Verfügung. „Das hat eine neue Qualität“, sagte ein Sprecher. Zunächst sollen die Räume von zwei Kindergärten genutzt werden. Es müssten aber zuvor Haftungsfragen geklärt werden, erklärte die Stadtverwaltung.

Das Angebot sei zeitlich begrenzt und solle einer professionellen Betreuung nicht gleichkommen. „Unser Wunschziel ist, dass schon Montag die erste Kita geöffnet wird“, sagte die Vorsitzende des Stadtelternrats für die Kindertagesstätten, Sandra Gehrlein, der Braunschweiger Zeitung. Am Freitag hatten sich Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) und Sozialdezernentin Andrea Hanke mit Vertreterinnen des Stadtelternrats getroffen. In dem Gespräch ging es nach Angaben der Stadt um die schwierige Situation für die Eltern nach inzwischen drei Wochen Streik, aber auch grundsätzlich um die Tarifverhandlungen.

Die Stadtverwaltung stellt einzig die Räumlichkeiten: Organisieren könne sie die Betreuung nicht, stellte Markurth am Freitag klar, es werde dafür auch kein städtisches Personal eingesetzt. Dies müsse so klar geregelt sein, weil die Stadt sonst den Streik unterlaufen würde.

Ver.di reagierte gleichwohl überrascht auf den Vorstoß: „Wenn die Not in Braunschweig so groß ist, so ist es völlig unverständlich, dass die Stadt nicht mit uns über die Einrichtung von Notgruppen spricht“, sagte Ver.di-Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller.

Die Tarifverhandlungen in dem Konflikt sollen heute fortgesetzt werden. Ein Ende des Streiks ist gleichwohl nicht in Sicht.  (dpa/taz)

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