: Die S-Bahn machte das Beste draus
STREIK DER GDL
Viel Freude hat die Berliner S-Bahn, eine Tochtergesellschaft der bundeseigenen Deutschen Bahn AG, in den vergangenen Jahren nicht gemacht. Zu sehr hatte Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn, der die DB an die Börse bringen wollte, die S-Bahn zum Sparen gezwungen, was häufige Zugausfälle bedeutete. Während des Streiks der Lokführergewerkschaft (GDL) in dieser Woche aber versuchte die S-Bahn, aus ihren knappen Ressourcen das Beste zu machen. Und das ist ihr gut gelungen, wofür sie Lob verdient.
Zunächst war da ein sinnvolles Konzept. Wenn etwa ein Drittel der Lokführer – nur GDL-Mitglieder durften streiken – zur Verfügung steht, kann man einen Basisverkehr anbieten. Dabei konzentrierte sich die S-Bahn auf Strecken, auf denen es keine Alternative gibt: die Außenäste nach Potsdam, Oranienburg, Ahrensfelde, Strausberg und Erkner etwa. Diese Linien hatten eine Art Zubringerfunktion zur Innenstadt beziehungsweise zur U-Bahn. Dafür verzichtete die S-Bahn etwa auf die Strecke nach Spandau oder die Ringbahn, weil hier die U-Bahn Ersatz bietet.
Darüber hinaus war die S-Bahn flexibel. Wenn mehr Lokführer einsatzbereit waren als erwartet, ließ sie besagte Linien weiter fahren als geplant: von Osten kommend also statt bis zum Ostbahnhof bis zur Friedrichstraße oder gar Charlottenburg, wodurch der Hauptbahnhof angebunden wurde. Während die S-Bahn ihren eingeschränkten Verkehr weitgehend zuverlässig fuhr, hatte die U-Bahn durchaus Probleme, den Fahrgastansturm zu bewältigen, vor allem im Berufsverkehr. Hier werden in Zukunft höhere Investitionen in neue Bahnen nötig sein; die Stadt wächst ja.
Während des Streiks hatte Berlin auch Glück mit dem Wetter: Hätte es länger anhaltenden Regen gegeben, hätten sich Zehntausende Radfahrer zusätzlich in Busse und Bahnen gedrängt. Und das ist schon in normalen Zeiten mitunter problematisch. RICHARD ROTHER
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