: Geflohener außer Lebensgefahr
SELBST-VERBRENNUNG
Der 36-Jährige Marokkaner, der sich am vergangenen Samstag im Landkreis Emsland selbst angezündet hat, schwebt nicht länger in Lebensgefahr. Hamid R. hatte wohl aus Angst vor seiner für vergangenen Montag geplanten Abschiebung versucht, sich umzubringen.
Laut Polizei goss er sich auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Lingen Benzin über die Hosenbeine und zündete sich an. Passanten rissen ihn zu Boden und versuchten, das Feuer zu löschen, bis die Polizei mit einem Feuerlöscher kam. Der 36-Jährige wurde per Hubschrauber in eine Spezialklinik nach Gelsenkirchen geflogen.
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen fordert nun einen generellen Abschiebestopp nach Bulgarien. Dorthin sollte Hamid R. überführt werden, weil es nach der Dublin-Regelung sein Ersteinreiseland ist. Doch der Flüchtling berichtete seinen Unterstützern von Zuständen „wie in einem Straflager“ – und von körperlichen Misshandlungen. „Es ist allgemein bekannt, dass die Situation in Bulgarien katastrophal ist“, sagt Karim Al Wasiti vom Flüchtlingsrat Niedersachsen. Flüchtlinge würden inhaftiert, bis sie ihre Fingerabdrücke abgäben und einen Asylantrag stellten. Erst dann würden sie wieder freigelassen und lebten dann oft auf der Straße, sagt Al Wasiti.
Hamid R. sei schon in seinem Heimatland Marokko so heftig von der Polizei misshandelt worden, dass er auf dem rechten Auge erblindete, gab der Flüchtlingsrat bekannt. Seither leide er unter Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Ein Hausarzt attestierte ihm schon vor dem Suizidversuch, dass er reiseunfähig sei. Das Verwaltungsgericht Osnabrück lehnte eine Aussetzung der Abschiebung jedoch ab.
„Er ist schwer traumatisiert und braucht jetzt eine entsprechende Behandlung“, fordert Al Wasiti. Von einer Überstellung nach Bulgarien müssten die Behörden nun absehen. REA
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