: Die Versteigerung der Träume
Es gibt Wünsche, die lassen sich nicht nur schwer ausdenken, sondern noch schwerer erfüllen. Wird es dennoch versucht, dann für den guten Zweck
Das wäre was: Mal mit den Fußballerinnen von Turbine Potsdam trainieren. Immerhin sind da vier frisch gebackene Weltmeisterinnen drunter. So nah mitrennen am Ruhm der anderen kann glücklich machen. Nicht schlecht mag auch ein Tag „Klettern mit Heiner Geißler“ sein. Der Mann soll mittlerweile 73 Jahre alt sein und sich noch immer furchtlos an die Berge trauen. Nur wie ihn überreden, dass er einen mitnimmt? Glücklich könnte auch ein Drehtag mit Iris Berben machen. Dann, wenn sie die Kommissarin Rosa Roth gibt und es einem ermöglichte, auch noch als Komparsin an ihr vorbei durchs Bild zu ziehen.
Es gibt Wünsche, die lassen sich nicht nur schwer ausdenken, sondern noch schwerer erfüllen. Aber Rumspinnen soll erlaubt sein. Wie wäre es, mal Dieter Hoeneß kennen zu lernen und ihn dazu zu überreden, einen in die Niederungen des Hertha BSC mitzunehmen? Oder wie: einmal Statist bei La Bohême in der Deutschen Oper zu sein? Auch Gast beim Team Telekom auf einer Bergetappe mag so ein unrealisierbarer Traum sein.
Schluss damit! Am Montag winkt den Wünschen, die man in keinem Kaufhaus erwerben kann, doch noch Erfüllung. Mit etwas Versteigerungsglück können sie im Tipi, dem Zelt hinterm Kanzleramt „zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“ erworben werden. Wenn der Hammer fällt, gehört der Wunsch Ihnen. Natürlich zahlen Sie dafür einen Preis. In Euros. Die allerdings sind ausschließlich für einen guten Zweck. Der Mehrwert des erfüllten Traumes ist demnach auch noch das gute Gewissen. So enden Märchen, die mit dem Satz „zu einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat“, beginnen.
„Benefiz-Auktion Traumfänger“ heißt die Wunscherfüllungsaktion. Sieben Sozialverbände und Menschenrechtsorganisationen haben sich für das Event zusammengeschlossen und es organisiert. Aktion Sühnezeichen, deren Friedensdienste eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bieten, und die Stifung Lebenshilfe, die geistig behinderte Menschen betreut, gehören dazu. Auch die Suchtselbsthilfegemeinschaft Synanon und die Berliner Krebsgesellschaft sind Veranstalter. Der Sozialverband VDK Berlin-Brandenburg, die größte Selbsthilfeorganisation für behinderte, chronisch kranke und alte Menschen, sowie „Überleben – Stiftung für Folteropfer“ und das Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e. V. sind ebenfalls dabei. Organisationen sind es, die des Weiteren auch das Konzept von „Zukunft vererben“ entwickelt haben, das Wohlhabende dazu auffordern möchte, Erbschaften gemeinnützigen Zwecken zuzuführen.
Nicht nur die oben erwähnten Träume werden auf der Auktion feilgeboten, 13 weitere kommen hinzu. Beobachter bei einer Hirnoperation im Benjamin-Franklin-Klinikum ist etwas für Nervenstarke. Styling durch Udo Walz mit anschließendem Besuch in der Paris-Bar wiederum ist etwas für betuchte Berlin-Neulinge. Der Insider führt in die Szene ein.
Die Erlöse des Abends kommen der Arbeit der sieben Organisationen zugute. Selbstverständlich werden rund um die Traumversteigerung auch sinnliche Genüsse zur Befriedigung leiblicher Bedürfnisse geboten. Musik zum Hören, ein Menü zum Genießen, Kabarett zum Lachen. WALTRAUD SCHWAB
Am Montag, 25.11. um 20 Uhr im Tipi – dem Zelt in der großen Querallee zwischen Kanzleramt und Haus der Kulturen der Welt, Einrtitt mit 3-Gänge-Menü 45 Euro. Die Träume werden ab 500 Euro versteigert. Tickets unter 0800-2489842. www. zukunft-vererben.de
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen