: Präsident lässt Hörsaal räumen
UNI-BESETZUNG Osnabrücker Universitätsleitung zwingt Studierende per Polizei, den größten Uni-Hörsaal zu räumen. Die aber wollen weiter protestieren
Insgesamt zwei Wochen hatten Studierende einen der größten Hörsäle an der Universität Osnabrück besetzt gehalten. Gestern Morgen mussten sie den Raum verlassen. Bereits um sechs Uhr fuhren mehrere Polizeiautos vor dem Unigebäude vor; die Polizisten forderten die Besetzer auf zu gehen. Die Studierenden gaben die Besetzung daraufhin auf. Andernfalls hätte die Polizei den Saal mit Gewalt geräumt.
Universitätspräsident Claus Rollinger hatte die Besetzung zunächst geduldet. Dann aber hatte er gefordert, sie sollten den Saal bis Mittwoch um zwölf Uhr verlassen. Das hatten die Studierenden nicht getan. Für die Universitätsleitung sei die polizeiliche Räumung zwingend gewesen, sagte Rollinger gestern. „Wir brauchen den Raum ab nächster Woche wieder für Vorlesungen“, erklärte er. Denn an den universitären Standorten in der Osnabrücker Innenstadt herrsche derzeit Platzmangel, weil zwei Gebäude renoviert würden. Er verglich die Besetzung mit dem Parken im Halteverbot. „Das kann man eine Zeit lang dulden“, sagte er. Doch irgendwann müsse das Auto abgeschleppt werden.
Das sehen die Studierenden anders. „Wir glauben, dass wir schon viel zu lange im Stau gestanden haben“, sagte ein Besetzer. Die Besetzung sei ein Schritt gewesen, um den Stau aufzulösen. Universitätsleitung und Studierende sind sich ohnehin nicht ganz einig. Zwar unterstützt Rollinger einige der Forderungen. Doch müssten beide Seiten klarstellen, „wo wir an einem Strang ziehen“, so einer der Studierenden. In einem offenen Brief hatten die Besetzer am Donnerstag weitere Gespräche gefordert. Der Universitätspräsident hatte per E-Mail angekündigt, dass er die Besetzung des Hörsaals nicht weiter toleriere.
Nach dem Ende der Besetzung ist er wieder zu Gesprächen bereit. Nächste Woche wird er sich mit einer Delegation der Studierenden treffen. Schließlich wurde im besetzten Hörsaal ein Positionspapier erarbeitet, das auch Rollinger „diskussionswürdig“ nennt. Und die Studierenden werden sich überlegen, wie sie ihre Proteste fortsetzen.
ANNE REINERT
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