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Off-KinoFilme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Eine Geschichte von Selma Lagerlöf verfilmte der schwedische Regisseur Victor Sjöström, als er 1921 das Drama „Körkalen“ (Der Fuhrmann des Todes) in Angriff nahm. Sjöström übernahm auch selbst die Hauptrolle eines haltlosen Trinkers und Tunichtguts, der einer Sage nach als letzter Verstorbener des alten Jahres die Seelen der Toten abtransportieren muss. Dabei muss er entdecken, wie sehr die ihn liebenden Menschen unter seinem Zynismus gelitten haben. Zum Glück für ihn erweist sich das Ganze nur als Traum. Wegweisend war seinerzeit sowohl die exzellente Trickfotografie des Kameramanns Julius Jaenzon, der die Geistererscheinung des Fuhrmanns und seines Karrens durch Doppelbelichtungen erzeugte, als auch die komplexe Erzählstruktur des Stummfilms, der mit Rückblenden und der Vermischung von Realität und Fantasie für seine Entstehungszeit eher ungewöhnliche Wege ging.

Zu einem kleinen Publikumsrenner entwickelte sich im vergangenen Jahr die deutsche Low-low-low-Budget-Produktion „Bis zum Ellenbogen: Mit einer gesunden Dosis schwarzen Humors inszenierte der Schauspieler Justus von Dohnányi in seinem Regiedebüt eine reichlich vergnügliche Geschichte um zwei mit Stefan Kurt und Jan Josef Liefers trefflich besetzte Antagonisten, die sich gemeinsam einem ernsten Problem stellen müssen: Sie haben nach einem blöden Unfall eine Leiche am Hals – und kutschieren den übel riechenden Toten während der Fußball-WM in Deutschland quer durch die Republik, da sie ihn für einen Bankraub auf Sylt noch gut brauchen können. Im Interview erzählte Dohnányi allerdings, dass der Aspekt mit der Leiche für ihn nur eine äußere Rahmenbedingung gewesen sei. Ihm sei es eher darum gegangen, dass die männlichen Hauptfiguren so unterschiedlich wie möglich sein sollten: „Der eine sollte so eine ehrliche arme Haut sein, der andere ein etwas aufschneiderischer Typ. Dann wollte ich die beiden – ähnlich wie Laurel und Hardy – ständig streitend durch die Gegend laufen lassen, sich mit diesem ernsten Problem auseinandersetzend, das sie an der Backe haben. Und wenn die Figuren auf der Bühne oder im Film wirklich Probleme haben, wirkt das immer tragischer und zugleich komischer.“

Filme, die sich um die Zukunft unserer Nahrungsmittel sorgten, gab es zuletzt auffallend viele. Das Zeughauskino präsentiert daher im Januar die Filmreihe „The Future of Food“, in der auch „Unser täglich Brot“ des österreichischen Regisseurs Nikolaus Geyrhalter zum Einsatz kommt. Unkommentiert zeigt die Dokumentation Bilder aus der industriellen Massennahrungsmittelproduktion: eine klinisch wirkende, auf totale Effizienz ausgerichtete und völlig entfremdete Arbeitswelt, in der für Respekt gegenüber Tieren und Pflanzen längst kein Platz mehr ist. Natürlich weiß der Zuschauer das alles eigentlich längst – macht sich im Alltag jedoch meist keine Gedanken darum. Und so kommt man angesichts dieser ruhigen und stillen Aufnahmen aus den Schlachthöfen und Gewächshäusern der Republik doch ziemlich ins Grübeln.

LARS PENNING

„Der Fuhrmann des Todes“ (O.m.Üb.), 4. 1. im Arsenal

„Bis zum Ellenbogen“, 3.–9. 1. im Acud, High End 54, Kino Kiste, Sputnik

„Unser täglich Brot“, 5.1. im Zeughauskino

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