piwik no script img

debatte um mindestlohnUnglaubwürdige Politik

Es war eines der wenigen Themen des letzten Landtagswahlkampfes – und gerade die SPD hatte sich seinerzeit für ihn ausgesprochen: Den gesetzlichen Mindestlohn. Nun stellt sich heraus, dass auch der rot-grüne Senat die von ihm selbst propagierten 7,50 Euro die Stunde nicht immer einhält. Keine überraschende Erkenntnis – aber dennoch peinlich.

Kommentar von Jan Zier

Es geht um gut 100 Beschäftige aus den üblichen Branchen: Sie arbeiten in Wachdiensten, Klinikküchen, als Reinigungskräfte, Pförtner. Allesamt sind sie offiziell in der Privatwirtschaft tätig, also nicht in den Senatsressorts angestellt. Sie werden nur indirekt vom Staat bezahlt.

Trotzdem erwartet man zurecht von einem rot-grünen Senat, der glaubhaft für einen Mindestlohn streiten will, dass er sich auch selbst daran hält. Sonst ist die Forderung nicht mehr als eine scheinheilige Fensterrede. Zumal der Spareffekt nur auf 200.000 Euro im Jahr beträgt.

Wenn es aber nun die CDU ist, die dies im Parlament ans Tageslicht bringt, so wirft dies auch ein bezeichnendes Licht auf die Konservativen: Als Regierungspartei weigerten sie sich, im Bundesrat einen Mindestlohns zu fordern, votierten auch später gegen einen solchen für die PostzustellerInnen. Nun können sie Rot-Grün keinen Vorwurf machen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen