heute in bremen: „Beschuss an der Erdbeerbrücke“
Die Verteidiger der Bremer Räterepublik werden geehrt
taz: In Bremen gab es 1918 den so genannten „Arbeiter- und Soldatenrat“. Wie genau hat er sich zusammengesetzt?
Heiner Schmidt, Solid.org: Das war genau das Problem der Bremer Räterepublik: Eigentlich waren es zwei Räte. Die Revolution selber ist ja aus einer Meuterei der Soldaten hervorgegangen. Die haben sich als Soldatenrat zusammengetan. Parallel dazu gab es Streikaktionen von den Arbeitern. Deshalb gab es eine Art Doppelstruktur, die sich untereinander immer weiter gehakt hat.
Warum hat die Kooperation nicht geklappt?
Das hat etwas mit den sozialen Strukturen zu tun. Da gab es politisch sehr große Unterschiede. Der Arbeiterrat repräsentierte das damalige Durcheinander der verschiedenen Arbeiterparteien. Im Soldatenrat wurden dagegen eher mittelständische Interessen vertreten, würde man heute sagen.
Warum konnte die junge Bremer Räterepublik im Februar 1919 zerschlagen werden?
Die Bremer Räterepublik hat nie richtig versucht, den alten Staatsapparat zu zerschlagen und die Wirtschaft in Bremen zu vergesellschaften. Das Ergebnis war, dass die Bremer Handelsleute zusammen mit dem rechten Teil der SPD die so genannte Division „Gerstenberg“ gerufen haben. Das waren frei herumdividierende militärische Einheiten. Diese Division ist auf Bremen losmarschiert und hat die Räterepublik militärisch angegriffen. An der Erdbeerbrücke zum Beispiel kam es so zu Artilleriebeschuss.
Fragen: Maja Hoock
11 Uhr, Waller Friedhof: Veranstaltung zu Ehren der Verteidiger der Bremer Räterepublik
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