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GM will 74.000 Beschäftigte loswerden

Der US-Autokonzern General Motors verbucht für 2007 ein Rekordminus von knapp 40 Milliarden US-Dollar. In den Vereinigten Staaten sollen zehntausende Mitarbeiter den Konzern verlassen und teilweise durch Billiglöhner ersetzt werden

Zu lange setzte GM auf Sprit fressende Kleinlaster und Geländewagen

VON RICHARD ROTHER

Die US-Krise schlägt auch auf den Autokonzern General Motors (GM) durch. Im vergangenen Jahr fuhr der Konzern, der nach eigenen Angaben mit 9,37 Millionen produzierten Fahrzeugen der weltweit größte ist, ein Rekordminus von knapp 40 Milliarden US-Dollar ein. Nach Konzernangaben ergab es sich allerdings großteils aus Steuereffekten. Im Jahr zuvor lag das Minus noch bei knapp 2 Milliarden Dollar. Der Umsatz fiel im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 181 Milliarden Dollar. General Motors will sich nun von zehntausenden Beschäftigten in den USA trennen, rund 74.000 Beschäftigten wurden dafür Abfindungen angeboten.

Mit dem Abfindungsprogramm, das General Motors mit der Gewerkschaft United Auto Workers, verabredet hat, will der Konzern zwei Ziele erreichen: die Stellenzahl weiter reduzieren und die Löhne der Beschäftigte drücken. Denn ein Teil der langjährigen Mitarbeiter, die nun mit Abfindungen hinauskomplimentiert werden, sollen durch neue, billigere Arbeiter ersetzt werden.

Weltweit hat der Konzern derzeit rund 266.000 Beschäftigte. „Wir haben mit unseren Partnern aufseiten der Gewerkschaften daran gearbeitet, unseren Mitarbeitern eine Reihe von Optionen zu bieten“, erklärte General-Motors-Chef Rick Wagoner am Dienstag in Detroit. Es handele sich um eine bedeutende Initiative, die es erlauben solle, „die Mitarbeiterstruktur umzubauen“.

Hintergrund für die Krise von General Motors, dem mittlerweile Toyota den Platz als weltgrößter Autokonzern streitig macht, ist vor allem der schwierige US-Markt. Die Immobilienkrise hat die Banken vorsichtiger werden lassen; Kredite für potenzielle Autokäufer, die sich ohnehin zurückhalten, werden seltener vergeben. Zudem machen es die steigenden Ölpreise zunehmend schwieriger, die Sprit fressenden GM-Kleinlaster und Gelände-Fahrzeuge zu verkaufen, auf die der Konzern lange setzte. Zudem sieht sich General Motors einer immer schärferen Konkurrenz der asiatischen Hersteller ausgeliefert, die frühzeitig auf sparsamere Modelle setzten. Bei den Luxusautos hingegen macht die deutsche Konkurrenz General Motors das Leben auf dem nordamerikanischen Automarkt schwer.

Auch in Europa hat General Motors Probleme. Zwar erzielte hier der Konzern mit seiner Hauptmarke Opel im vergangenen Jahr einen Gewinn von 55 Millionen US-Dollar, ein Jahr zuvor waren es aber noch mehr als 350 Millionen Dollar. „In Europa hatten wir kein gutes Quartal, auch weil Deutschland schwach war“, so GM-Chef Wagoner am Dienstag in Detroit mit Blick auf das vierte Quartal des vergangenen Jahres. Für Wachstum sorgen bei General Motors allerdings die aufholenden Schwellenländer in Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Bei seinen Exporten in diese aufstrebenden Regionen profitiert der US-Konzern auch von dem derzeit schwachen Dollar.

Auch im vierten Quartal des vergangenen Jahres hat GM Verluste gemacht. Grund seien weitere Einbußen im Nordamerika-Geschäft und Verluste bei der früheren Finanztochter GMAC, hieß es. Der Netto-Fehlbetrag belaufe sich auf 722 Millionen US-Dollar.

Für das erste Halbjahr dieses Jahres rechnet Finanzchef Fritz Henderson weiter mit einem schwierigen Marktumfeld. Eine Erholung sei erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. Diese Prognose sehe er durch bessere Umsatzergebnisse im Januar gestützt. Die an Finanzinvestoren verkaufte Extochter GMAC, an der der Detroiter Konzern immer noch mit 49 Prozent beteiligt ist, schrieb im letzten Quartal des Jahres 2007 einen Nettoverlust von 724 Millionen US-Dollar.

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