Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Im ersten Moment ist man erstaunt, mit welcher Leichtigkeit die KünstlerInnen und TheoretikerInnen von Global Alien an ihre Untersuchungen zur Globalisierung herangehen. Aber warum auch nicht? Alles ist nicht negativ daran, ansonsten würden sich die Mitglieder des Netzwerks, die aus Korea, Island, Dänemark, Japan und anderen Ländern stammen, wohl niemals getroffen haben – ob im World Wide Web oder im Kunstraum Kreuzberg. Und so partizipieren auch die BesucherInnen an der Globalisierung, selbstverständlich nicht reuelos. „Ich hab dich gerade in einem Monitor gesehen“, rammt eine Frau einer Bekannten entgegen, als die sich in einem verspiegelten Raum verwirrender Elektronik zu nähern versucht. Der launige Blick zur Decke verrät: da hat sich jemand ungewollt zum Affen gemacht. In einem anderen Raum können die neuesten Berliner Bürger anhand mit Lämpchen markierter Linien die alten Sektorengrenzen von Berlin nachvollziehen. Finger tippen ungestüm auf die Inselrepublik und die Menschen freuen sich, als würden sie unbekanntes Terrain entdecken. Tun sie wohl auch. Am Donnerstag, 13. März, wird die Reihe von Vorträgen weitergeführt. Diesmal zum Thema philippinische Arbeiter in Japan und Hongkong. Es folgen noch vier weitere Abende. Ach ja, hier können auch alte T-Shirts gegen aufgemöbelte Oberteile anderer getauscht werden. Dank ausreichender Unterstützung diverser Institutionen sollte dies nicht, wie so oft in der Kunst, an Sweatshopbedingungen anknüpfen. Und wer mehr als sein letztes Hemd investieren möchte, kann bei den Berliner Sippschaften Porträts von sich oder seinen Liebsten anfertigen lassen. Unter diesem Label haben sich ortsansässige KünstlerInnen wie Käthe Kruse, Susi Pop oder Bernd Pohlenz mit den unterschiedlichsten Konzepten zusammengetan. Global denken, lokal agieren – das kann helfen.
Global Alien, bis 27. April, tgl. 12–19 Uhr, Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien, Mariannenplatz 2 Berliner Sippschaften, Mi. 12–20, Sa. 10–16 Uhr, Kollwitzstr. 52
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