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hamburger szeneMal etwas Gehaltvolles

Es regnet in Hamburg. Mit Nachdruck. Draußen ist es dunkel und stürmisch, aber in einem kleinen Buchladen in Ottensen sitzen gut gekleidete Frauen interessiert und konzentriert da, wie auf einer Literaturinsel, und widmen sich bedeutsamen Fragen des Übersetzens.

Die Veranstaltung „Übersetzer packen aus“ wurde von Übersetzerinnen ins Leben gerufen, weil sie fanden, Leser sollten die Gelegenheit bekommen, den „Bauarbeiterinnen“ des Sprachturms zu Babel in die Karten zu gucken. Ohne diese Bauarbeiterinnen wären nämlich der Lieblingsautor und die Lieblingsautorin überhaupt nicht zu verstehen –aber man ist sich dieser Vermittlung von Sprache, Idee, Kultur und Handlung oftmals gar nicht bewusst.

Dass dies so interessant ist, verblüfft selbst die Inhaberin der Buchhandlung. Ihr Raum ist voll, und das Niveau der Podiumsdiskussion ist gehoben. Heute Abend geht es um zwei junge, britisch- jüdische Autorinnen und deren Fragen zu Religion und Identität. „Wie schön, mal was Gehaltvolles zu hören zu kriegen“, sagt die Inhaberin dann auch. „Das ist ja bei Leseveranstaltungen durchaus ungewöhnlich.“ Bleibt nur zu fragen, warum der Raum und das Podium vorwiegend mit Frauen gefüllt sind. Wahrscheinlich, weil eher Frauen auch mal gut heiraten können und es sich dann leisten können, sich dem Luxus des Übersetzens von Weltliteratur hinzugeben. Denn leben kann man davon nach wie vor nicht.

REBECCA CLARE SANGER

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