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Verbrannt & vergessen?

Nie wieder! 75 Jahre nach den Bücherverbrennungen im NS-Deutschland liest Hamburg gegen das Vergessen

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Das Zitat Heinrich Heines aus der Tragödie „Almansor“ bezieht sich auf eine Koran-Verbrennung während der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter im Jahr 1499. Erste Berichte über „Bücherhinrichtungen“ gab es schon in der Antike.

Im nationalsozialistischen Deutschland brannten im April und Mai 1933 im Zuge der „Aktion wider den undeutschen Geist“ – der systematischen Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Autoren – zehntausende Werke verfemter AutorInnen. Am 15. Mai errichtete der „Studentensturm“ gemeinsam mit Burschenschaftlern auch in Hamburg einen Scheiterhaufen aus Büchern – Heines Werke waren dabei.

Eine Reihe von Veranstaltungen erinnert in der nächsten Woche unter dem Motto „Bücher-Verbrennung – nie wieder“ daran. Am Montag lesen Gustav Peter Wöhler und Helmut Zhuber im Polittbüro aus dem Roman „Lefeu oder Der Abbruch“ des Schriftstellers, Widerstandsaktivisten und KZ-Überlebenden Jean Améry. Einen Tag später liest Armin Strohmeyr in der Zentralbibliothek unter dem Titel „Verlorene Generation – vergessene Dichter des ‚anderen Deutschland‘“. Am Donnerstag schließlich findet ab 11 Uhr zum achten Mal auf verschiedenen Hamburger Plätzen eine Marathon-Lesung aus den verbrannten Büchern statt. Eine Aktion, an der sich alle beteiligen können, für Kurzentschlossene liegen ausgewählte Texte bereit.ROBERT MATTHIES

Améry-Abend: Mo, 5. 5., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45; „Verlorene Generation“: Di, 6. 5., 19 Uhr, Zentralbibliothek, Hühnerposten 1; Marathon-Lesung: Do, 8. 5.; 11 Uhr, Platz der Bücherverbrennung, Kaiser-Friedrich-Ufer / Bundesstraße, weitere Orte und Infos unter www.lese-zeichen-hamburg.de

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