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Crash-Kurs in Bundes- und Landespolitik

Maccabi zu Gast bei Werder: Israelisch-deutscher Fan-Austausch bekämpft Vorurteile durch politische Bildung

Zwölf Fußballfans von Maccabi Tel Aviv besuchen noch bis kommenden Sonntag Bremen. Organisiert wird dieser bundesweit einzigartige deutsch-israelische Jugendaustausch vom Werder-Fan-Projekt. Neben zwei Spielbesuchen und klassischen Sightseeing-Touren geht es auch um politische Bildung: Ein gemeinsamer Besuch der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen und Workshops zur Politik, zu Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland stehen auf dem Programm.

Am Dienstag sprach Hermann Kuhn, Grünen-Bürgerschaftsabgeordneter und Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Bremen, mit den Fußballfreunden. Er wies die Jugendlichen nicht nur ins deutsche Parteiensystem, sondern auch in die Tiefen der Bremer Landespolitik ein. Bis hin zur Förderalismuskommission. Den Fans selbst brannten andere Themen unter den Nägeln: „Wie ist die Einstellung der Deutschen zum Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern?“, fragte ein Maccabi-Anhänger. Die deutsche Politik sei größtenteils pro-israelisch eingestellt, so Kuhn. „Wenn man in die Bevölkerung schaut, ist das anders.“ Eine Umfrage habe jüngst ergeben, dass 82 Prozent der Deutschen gegen eine militärische Unterstützung Israels bei Konflikten mit Nachbarländern sind.

Wie die deutschen Medien über Israel berichten? Ob es Meldungen über einen israelischen Militäreinsatz im Gaza-Streifen Ende April gegeben habe, bei dem in Beit Hanun eine Mutter und ihre vier Kinder getötet wurden? Bei einigen Zeitungen beobachte er grundlegend eine pro-palästinensische Berichterstattung, so Kuhn. Und ja, über den Zwischenfall in Beit Hanun sei berichtet worden. Eine Untersuchung des israelischen Militärs aber sei nirgends vermeldet worden. Die hatte ergeben, dass die Familie nicht direkt durch israelische Geschosse getötet wurde. Bei einem Luftangriff auf eine Gruppe bewaffneter Palästinenser seien Sprengkörper, die diese bei sich trugen, detoniert. Bei der Explosion sei auch die Familie ums Leben gekommen.

„In Deutschland herrscht oft eine anti-israelische Einstellung vor, weil viele davon ausgehen, dass die Palästinenser die Unterdrückten sind“, sagte Kuhn. Das traf bei den jungen Israelis durchaus auf Verständnis: Das Alltagsleben der Palästinenser sei auch härter als das der Israelis, beschrieb ein Jugendlicher seine Beobachtungen. „Wenn man beim Fußball nicht Fan eines Teams ist, ist man auch meistens für die Underdogs“, warf ein anderer ein.

Ziel des Austauschs ist nicht nur der Abbau von Antisemitismus und anti-israelischen Vorurteilen in der Fußball-Fan-Szene. „Von israelischer Seite geht es auch darum, von der deutschen Fan-Arbeit zu lernen“, so der Initiator Thomas Hafke. Die Probleme mit Gewalt und Rassismus bei Fußballfans seien dort sehr groß. TH

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